SPRACHRÄUME

Einst beherbergte sie die Kulturbühne Bugenhagen, dann stand sie lange Zeit leer, nun wird in der alten Bugenhagenkirche am Barmbeker Biedermannplatz wieder Theater gespielt. Das Drama „Dennis“ von A. A. Lucas kann für einigen Zündstoff zum Auftakt sorgen – weil Kindesmissbrauch kein Thema ist, das bevorzugt mit kühlem Kopf diskutiert wird. Eher schlagen die Emotionen hoch, wie auch dieses Spiel zeigt, das sich in wahnwitzigen Verdächtigungen ergeht und den zuweilen selbstgerechten pädagogischen Blick rügt. Ein eher anstrengender Junge, eben Dennis, soll den Kindergarten verlassen, damit wieder Ruhe einkehrt. Einzig der junge, männliche Kollege Mr. Stat sieht noch nicht alle erzieherischen Kniffe angewandt und nimmt sich des Jungen an. In einem Experiment will er den Jungen auf den sozial anerkannten Verhaltenspfad zurückbringen – und landet im Sumpf der Vorwürfe. Sa, 4. 8., So, 5. 8., je 19 Uhr, Do, 9. 8., Fr, 10. 8., je 20 Uhr, Die Burg – Theater am Biedermannplatz 19

Sowohl soziologische Studie und Sittenbild einer Dorfgesellschaft als auch pädagogisches Schauspiel vereint das Stück „Die Priesterin“ in einer Inszenierung von Árpád Schilling. Der ungarische Regisseur, Gründer des renommierten Theaters und Produktionsbüros Krétakör, zeigt vor dem Hintergrund einer wahren Begebenheit einen Ausschnitt der ungarischen kleinstädtischen und ländlichen Gesellschaft. Eine Hauptstädterin zieht in die Provinz und unterrichtet Theater, auch mit ungewöhnlichen Methoden, um soziale Schleifen der eingefahrenen Beziehungen und Vorurteile aufzubrechen und zu spiegeln. Wie zu erwarten, stößt sie nicht auf Gegenliebe. Diese Geschichte um die Unruhestifterin reichert Schilling mit Interviews zur wirtschaftlichen Situation an und engagiert Jugendliche, die hier als Erste, im Nachspiel der Unterrichtssituation, in die Zerreißprobe zwischen neuen und alten Weisheiten beziehungsweise Aufklärung und Tradition geraten. Do, 9. 8., 21 Uhr, Fr, 10. 8., 20 Uhr, Sa, 11. 8., 21 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20

Was gilt als Heilmittel für Krisen und stagnierende Sinnfragen? Heute wie damals eine Reise, möglichst weit weg, um aus exotischen Bildern und Erzählungen neue Kraft zu schöpfen. In der freien Fassung des „West-Östlichen Divan“ nach Goethe kommt die Suche des Schriftstellers auf die Bühne, der mit Hilfe von Koran, Zwiegesprächen mit dortigen Dichtern und persischen Mythen sein Seelenheil finden will. Und dank kolonialer Einverleibung seine innere Einheit erreicht und die Schreibblockade bricht. Sa, 4. 8., So, 5. 8., je 20 Uhr, Sprechwerk, Klaus-Groth-Straße 23 KENDRA ECKHORST