Zukunftsbahnhof in Berlin-Wedding: Tausche Kleidung gegen Kreativität

In der Schalterhalle an der S-Bahn Bornholmer Straße sind wechselnde Kiez-Projekte geplant. Den Anfang macht ein Tauschladen mit Kreativangebot.

Zwei Mitarbeiterinnen im Tauschladen der Bahn und der Kiez-Initiativen am Bahnhof Bornholmer Straße

Kleidung, Postkarten und selbst gewebte Teppiche sind im Tauschladen zu finden Foto: Christoph Soeder/dpa

BERLIN taz | Man kann sich ja wirklich viel über die Deutsche Bahn ärgern, nicht nur über ausgefallene Züge und Verspätungen, sondern auch über zugige und muffige Bahnhofshallen. Wenn man sich aber mit dem Ersatzverkehr zum S-Bahnhof Bornholmer Straße durchgekämpft hat, darf man sich in diesen Tagen über die Sicht auf Blumen, Armbänder und T-Shirts freuen. Die bietet der neuerdings dort einquartierte Tauschladen an.

Der Laden ist Teil des Projekts „Zukunftsbahnhof“. Mit verschiedenen Angeboten möchte der Konzern herausfinden, was den Bahnhofsalltag für Fahrgäste verschönert. Denn die Bahn hat erkannt: Attraktive Bahnhöfe könnten „bei der Verkehrswende hin zu nachhaltiger Mobilität auf der Schiene“ eine „Schlüsselrolle spielen“. Zu verdanken sind die Idee und das Konzept des Tauschladens dem Verein Stadtgeschichten, den die Bahn vor einem Jahr für die Bornholmer Straße angefragt hatte.

„Wir haben uns sehr darüber gefreut“, sagt Klara Adam, die vor dem Eingang des kleinen Ladens steht und das Projekt mit betreut. Direkt in der Bahnhofshalle gab der Verein Leuten daraufhin die Möglichkeit, mitzuteilen, was für sie den Bahnhof verschönern würde. Ein Tauschladen stellte sich als besonders beliebter Vorschlag heraus.

Zeitpunkte statt Euros

Mit Geld, so ist das Konzept des Tauschladens, kommt man hier nicht weit. Etwas zum Tauschen hätten die Leute zwar nicht immer dabei, „ihre Kreativität und vielleicht auch ihre Zeit“ aber schon, meint Adam. Für eine Second-Hand-Klamotte muss man selber ran ans Werk: Zum Beispiel kann man Gedichte schreiben, eine Postkarte basteln oder ein altes T-Shirt zerschneiden. Der zerschnittene Stoff wird zu Teppichen verwebt. Wer mitmacht, sammelt „Zeitpunkte“, mit denen Fahrgäste und Anwohner*innen dann auch ein schönes Teil erwerben und mit nach Hause nehmen dürfen.

Kooperationspartner des Tauschladens ist Mädea, ein interkulturelles Zentrum für Mädchen und junge Frauen im Weddinger Kiez. „Die Mädchen haben zusammen mit uns den Laden entwickelt und mit uns Upcycling gemacht“, erzählt Adam, „und wir haben uns mit ihnen in das Thema nachhaltiger Textilkonsum eingearbeitet“. Nachmittags wird der Laden auch von ihnen mit betreut.

Noch ist das Projekt befristet, Adam hofft aber, dass der Tauschladen langfristig bleiben kann. Ab September macht der Verein außerdem drei Wochen lang Platz für zwei Berliner Designerkollektionen, die dann den kleinen Raum an der Bahnhofshalle mit Leben füllen sollen. Diese exklusiven Klamotten können aber nur gegen echte Euros eingetauscht werden.

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