Alaskas letzte Wildnis bedroht: Öl oder Eisbären?

Verbände klagen gegen die Trump-Regierung, die nach den Wahlen in Alaska den Naturschutz für Öl- und Gasexploration aushebeln will.

Ein Eisbär wird von einem Boot aus fotografiert.

Ein Eisbär in Alaska bei Bernard Spit im Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) Foto: Steven Kazlowski/imago

BERLIN taz | Im beginnenden Wahlkampf in den USA hat sich eine große Öko-Kontroverse entfacht: Soll ein Teil der letzten Wildnis in Alaska für die Öl- und Gasindustrie geöffnet werden – oder sollen aus Respekt vor Natur, den Rechten der Ureinwohner und dem Klimaschutz die Bohrungen im Arctic National Wildlife Refuge (ANWR) weiter verboten bleiben? So argumentieren 13 Umwelt- und Ureinwohnerverbände, die am Montag Klage gegen den US-Innenminister David Bernhardt und das ihm unterstellte Bureau of Land Management eingereicht haben.

Sie reagieren damit auf den Beschluss der Behörde, die vergangene Woche Regeln für die Versteigerung von Bohrrechten in der ANWR im Nordosten Alaskas veröffentlicht hatte.

Die Organisationen, darunter die indigenen Gwich'in und die Umweltverbände Sierra Club und Natural Resources Defense Council, behaupten, das Verfahren würde die Rechte der Ureinwohner und den Naturschutz missachten. „Der Vorgang war von Anfang an fehlerhaft, weil das Innenministerium große Eile hatte, die Küstenebene an den Meistbietenden zu verkaufen“, sagte Karlin Itchoak vom Umweltverband The Wilderness Society gegenüber dem kanadischen Sender CBC

Das US-Innenministerium verwies darauf, eine „30 Jahre alte Blockade“ zur Entwicklung Alaskas sei endlich aufgehoben. Man habe lediglich Regeln erlassen, wie auf etwa 8 Prozent der 78.000 Quadratkilometer großen Fläche nach Rohstoffen gesucht werden könne. „Der Kongress hat uns angewiesen, diese Rechte zu verkaufen“, sagte Minister Bernhardt. Das Schutzgebiet von 1960 wollten Politik und Industrie immer wieder für die Öl- und Gassuche öffnen, sie scheiterten aber immer wieder am Widerstand von Umweltschützern und Indigenen.

Eine große Herde Karibus grast friedlich im Nationalpark ANWR. Im Hintergrund Berge

Trump ist hier nicht herzlich willkommen. Karibuherde in Alaska im ANWR Foto: Fish and Wildlife Service/ap

Rohstoff-Ausbeutung war bisher tabu

Erst 2017 hatte der US-Kongress in einem Gesetz zu Steuererleichterungen das Gebiet freigegeben. Ein Gesetzentwurf, diese Regelung zurückzunehmen, kam bisher über das inzwischen demokratisch kontrollierte Abgeordnetenhaus nicht hinaus.

Die ANWR ist größer als Bayern und eines der letzten kaum berührten großflächigen Naturschutzgebiete der Welt. Die Berg- und Tundra-Region ist die Heimat von Dutzenden Arten von Säugetieren, Fischen und Vögeln, unter ihnen Eisbären und eine 150.000 Tiere starke Karibuherde. Sie wird begrenzt von der Alaska-Pipeline. Bisher allerdings war die ANWR selbst für die Öl- und Gasexploration tabu.

Die Zustimmung aus dem Innenministerium kam vergangene Woche, als die Politik in den USA auf den Parteitag der Demokraten schaute. Deren Kandidat, Joe Biden, hat schon erklärt, mit ihm als Präsidenten werde es keine Bohrungen im ANWR geben. US-Präsident Donald Trump, der für die Republikaner wieder antritt, ist dagegen ein großer Fan von Öl und Gas.

Genug Stoff also für heftigen Streit über Naturschutz und Energiepolitik im Wahlkampf. Die Klage der Verbände sieht dann auch vor, dass das Innenministerium 60 Tage Zeit für eine Erwiderung hat. Das wäre dann kurz vor der Wahl am 3. November.

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