Verbal in die Offensive

Der FC Bayern ist nach dem Ausscheiden gegen Lyon in der Champions League nicht gerade kleinlaut

Sehr intensives Spiel: Giulia Gwinn vom FC Bayern schirmt den Ball leidenschaftlich vor Lucy Bronze ab Foto: Foto:ap

Auch Karl-Heinz Rummenigge hatte zu dem Spiel etwas zu sagen. Wenngleich den Worten des Vorstandsvorsitzenden des FC Bayern nicht zu entnehmen war, ob er sich die Partie am Fernseher angesehen oder lediglich hernach die Spielstatistik auf seinem Smartphone aufgerufen hatte. Er konstatierte: „Gegen einen Gegner, der zuletzt vier Mal in Serie die Champions League gewonnen hat, ist ein Ausscheiden nicht überraschend, und das Team von Jens Scheuer hat das Ergebnis bis zum Abpfiff offengehalten.“

Bemerkenswert war, wie offensiv Trainer Scheuer nach der knappen 1:2-Niederlage gegen Olympique Lyon seine Anspruchshaltung für die nächsten Jahre formulierte: „Mein Ziel ist es, irgendwann mit der Mannschaft diesen Pokal zu gewinnen.“ Um dieses Vorhaben zu erreichen, wird sich der FC Bayern künftig mit seinen Budget­ausgaben noch deutlicher zu seinem Frauenteam bekennen müssen. Lyon gibt derzeit mit gut zehn Millionen Euro im Jahr etwa dreimal so viel Geld für seinen Kader aus, was sich an dessen internationaler Klasse ablesen lässt.

Dass das deutsche Team dem Favoriten in Bilbao das Leben so schwermachen konnte, hatte neben dem vor allem defensiv sehr beherzten und überzeugenden Auftritt wohl auch mit Faktoren zu tun, die außerhalb des Spiels am Samstagabend lagen. Im Unterschied zum FC Bayern musste Olympique Lyon den nationalen Spielbetrieb coronabedingt abbrechen. Dem Team fehlt es seit Monaten an Wettkampfpraxis. Zu sehen war dies bereits kürzlich im nachgeholten französischen Pokalendspiel gegen Paris St. Germain, das man erst im Elfmeterschießen für sich entscheiden konnte. Obendrein muss Lyon noch auf die verletzte Top-Stürmerin Ada Hegerberg verzichten, die mit 53 Toren Rekordtorschützin der Champions League ist.

Der FC Bayern hat indes mit den bereits in der Startelf integrierten Neuzugängen Lea Schüller, Marina Hegering und Hanna Glas (allesamt Nationalspielerinnen) an Qualität hinzugewonnen. Kapitänin Lina Magull betonte: „Wir haben wieder einen Schritt nach vorn gemacht.“ Vom Gegner gab es ebenfalls Komplimente. Lyons Trainer Jean-Luc Vasseur lobte: „Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die sehr gut vorbereitet war. Sie haben viel Intensität an den Tag gelegt und auf alle Details geachtet.“

Im Halbfinale kommt es am Mittwoch in Bilbao zu einem französischen Duell zwischen Olympique Lyon und Paris St. Germain. Tags zuvor spielen in San Sebastian der VfL Wolfsburg und der FC Barcelona den anderen Finalteilnehmer aus.Johannes Kopp, mit dpa