Trumps Konterstrategie

US-Präsident Donald Trump, die republikanische Partei und die ihnen nahestehenden Medien scheinen ihre Strategie im Kampf um Trumps Wiederwahl im November geklärt zu haben. Dieser Eindruck drängt sich jedenfalls angesichts der konservativen Reaktionen auf den demokratischen Nominierungsparteitag auf.

Punkt eins: Medienaufmerksamkeit. Trump selbst hat seit Beginn des Parteitags ungewöhnlich viele Medienauftritte absolviert. Teils ging er dabei direkt auf die demokratischen Red­ner*in­nen ein. Wenn Ex-Präsident Barack Obama ihm etwa vorwirft, im Amt zu versagen, kontert Trump, er wäre überhaupt nie Präsident geworden, wenn Obama nicht so einen schlechten Job gemacht hätte. Teils lenkt er die Aufmerksamkeit auf andere Themen, etwa seine Ankündigung, den „Snap-Back“-Mechanismus des Iran-Atomdeals auszulösen – verbunden mit erneuter Kritik an dem „katastrophalen“ Deal, den Obama mit Iran geschlossen hätte.

Im Oval Office des Weißen Hauses zeigte sich Trump am Dienstag mit der First Lady und umringt von weiblichen Mitarbeiterinnen, um am 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts Susan B. Anthony offiziell zu rehabilitieren, die Ikone der Suffragettenbewegung, die einst verurteilt worden war, weil sie 1872 in Rochester, New York, als Frau eine Stimme bei der Präsidentschaftswahl abgegeben hatte. Das ist Medienarbeit, die mit den vielen Videoclips, die den Parteitag der Demokraten ausmachen, mehr als konkurrieren kann – normalerweise ein schwieriges Unterfangen zu Parteitagszeiten.

Der zweite strategische Punkt: Gemeinsame Kampagnen. Drei davon tauchen immer und immer wieder auf: 1. Joe Biden ist mental nicht auf der Höhe und wird seine Präsidentschaft, wenn gewählt, nicht beenden können. 2. Biden ist nur eine Marionette der radikalen Linken, die sich längst der Partei bemächtigt hat. 3. Die gestiegenen Kriminalitäts- und Gewalt­raten in von Demokrat*innen regierten US-Großstädten. Gepaart mit der Unterstützung vieler Demo­kra­t*in­nen für die Black-Lives-Matter-Bewegung ergibt das eine perfekte Stammtisch­mischung der Angst vor Unsicherheit und Chaos.

Alle drei Behauptungen zusammen kreieren ein Szenario der Furcht, und nur eines kann helfen: eine zweite Amtszeit Donald Trumps. Beim republikanischen Parteitag nächste Woche wird das noch klarer werden. Und weil die Re­publi­ka­ne­r*innen zwar auch auf die eine übliche überfüllte Halle verzichten, aber Live-Events aus verschiedenen Landesteilen übertragen, dürften die TV-Bilder ein bisschen energiegeladener werden als die Internetshow der Demokrat*innen. Bernd Pickert