Reisewarnung für Spanien: Mallorca war gestern

Spaniens Wirtschaft leidet unter der Reisewarnung des Auswärtigen Amtes. Das Ausbleiben der Touristen ist Resultat einer vorschnellen Öffnung.

Vollbesetzter Strand von oben: El Arenal auf Mallorca, Mitte August

Ausbaden: Der Strand von Arenal auf Mallorca am Samstag Foto: dpa

Die Reisewarnung des deutschen Auswärtigen Amts ist ein schwerer Schlag für die Wirtschaft Spa­niens. Seit dem Wochenende bleiben die Pauschaltouristen aus. Die großen Reiseveranstalter fliegen nur noch die Kanarischen Inseln an. Costa Brava, Costa Blanca, Mallorca … alles aus dem Programm gestrichen. 12 Prozent des Bruttoinlandprodukts und 2,5 Mil­lio­nen Arbeitsplätze stellt der Tourismus. Dieses Jahr ist das Geschäft mit Strand und Sonne wohl vorbei. Die Ausländer kommen nicht mehr. Und viele Spanier meiden die Strände. Es ist einfach sicherer.

Die Coronakrise zeigt, was viele seit Jahren anprangern, aber meist ungehört bleibt. Der Massentourismus spült Geld in die Kassen der Großunternehmen. Zur wirklichen Entwicklung trägt er nicht bei. Er zerstört die Landschaft und schafft nur prekäre Arbeitsplätze, und das für wenige Monate.

Jetzt trifft es auch die, die mit all dem nichts zu tun haben. Es gibt in Spanien auch einen anderen Tourismus, nämlichen den in den Bergen und ländlichen Gebieten. Diese Reiseziele sind dieses Jahr gefragter denn je. Denn dort ist das Covid-19-Risiko bis heute sehr überschaubar. Doch die Zahlen des spanischen Gesundheitsministerium, die der Reisewarnung zugrunde liegen, werden Provinz für Provinz erstellt. Dabei ist es egal, ob in den Ballungsgebieten die Neuinfektionen in die Höhe schießen und auf dem Land niedrig bleiben.

Was jetzt passiert, ist das Ergebnis einer überstürzten Öffnung Ende Juni nach mehr als drei Monaten Lockdown, um vor allem denen, die vom Massentourismus leben, einen Teil des Sommergeschäfts zu sichern. Diskotheken, Nachtleben, alles inklusive – auch wenn das dann zumindest auf Mallorca Schritt für Schritt wieder zurückgenommen werden musste. Zudem fehlt es an Personal, um Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen. Aus isolierten lokalen Infektionsherden wurden so schnell flächendeckende Ansteckungsgebiete.

„Brot für heute, Hunger für morgen“, heißt ein spanisches Sprichwort, das sich jetzt bestätigt.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Text war ursprünglich mit einem Foto des Strandes von Arenal aus dem Jahr 2018 bebildert. Um Missverständissen vorzubeugen haben wir das Foto gegen eine Aufnahme vom vergangenen Wochenende mit gleicher Perspektiv ausgetaucht. Der Strand war da etwas leerer als vor zwei Jahren.

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Reiner Wandler wurde 1963 in Haueneberstein, einem Dorf, das heute zum heilen Weltstädtchen Baden-Baden gehört, geboren. Dort machte er während der Gymnasialzeit seine ersten Gehversuche im Journalismus als Redakteur einer alternativen Stadtzeitung, sowie als freier Autor verschiedener alternativen Publikationen. Nach dem Abitur zog es ihn in eine rauere aber auch ehrlichere Stadt, nach Mannheim. Hier machte er eine Lehre als Maschinenschlosser, bevor er ein Studium in Spanisch und Politikwissenschaften aufnahm. 1992 kam er mit einem Stipendium nach Madrid. Ein halbes Jahr später schickte er seinen ersten Korrespondentenbericht nach Berlin. 1996 weitete sich das Berichtsgebiet auf die Länder Nordafrikas sowie Richtung Portugal aus.

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