brief des tages
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Ferien waren das nicht

„Was wird, wenn?“, taz vom 11. 8. 20

Schulen hatten im letzten Schuljahr keine „CoronaFERIEN“, auch wenn Sie vielleicht alle digitale und Präsenz-Betreuung in dem Wort mitdenken.

Als Teil dieser seit März dieses Jahres „Ferien“ und „Pause“ machenden Gruppe der Bevölkerung muss ich Ihnen ausdrücken, wie haarsträubend ich die Verwendung dieser Begriffe finde. Es lästern immer alle über die „vielen Ferien“, die Lehrer*innen angeblich hätten, obwohl diverse Arbeitszeitstudien längst nachgewiesen haben, dass die unterrichtsfreien Wochen sonstige Überstunden ausgleichen und zudem für viele ja gar nicht vollständig „frei“ sind. Aber warum müssen Sie dieses Denken durch Ihre Begriffe noch beflügeln („Dieses Jahr hatten die NOCH MEHR Ferien!“)?

Auch viele Lehrer*innen haben übrigens eigene Kinder zusätzlich noch zu Hause im Homeoffice betreut; das kam auf den ­hybriden Unterricht, der oft das doppelte Pensum bedeutete, noch obendrauf. Persönlich finde ich überhaupt nicht, dass ich von März bis Ende Juni „FERIEN“ oder „PAUSE“ gehabt hätte.

Signe Barschdorff, Hamburg