Leipzig in der Champions League: Null ohne zwei

Timo Werner ist weg, Ralf Rangnick arbeitet auch nicht mehr für die Dosen. Neu aufgestellt geht Leipzig ins Viertelfinale gegen Atlético Madrid.

Ein Leipziger Spieler im Zweikampf mit einem Tottenham-Verteidiger

Leipzigs Patrik Schick, hier im Achtelfinale gegen Tottenham, könnte Timo Werner ersetzen Foto: Bösener/imago

Für RB Leipzig ist die Partie gegen Atlético Madrid heute Abend (21 Uhr, Sky und Dazn) in mehrerer Hinsicht eine Premiere. Zum ersten Mal überhaupt steht der junge, durch einen Brausehersteller großgezogene Verein im Viertelfinale der Champions League. Und: Für die Leipzig ist es das Spiel eins nach der Ära Timo Werner und der Ära Ralf Rangnick.

Der Reihe nach: Die Coronapandemie hat die gewohnten Transferzeiten im Sommer durcheinandergewirbelt. So hat Werner zwar die Bundesligasaison zu Ende gespielt, wechselte dann für schmale 53 Millionen Euro zum FC Chelsea und tritt in der Cham­pions League nicht mehr für seinen alten Klub an. „Wir wissen, dass wir Timo nicht komplett eins zu eins ersetzen können“, sagte Ex-Sturmpartner Yussuf Poulsen dem SID. „Aber ich weiß auch, dass der Trainer viele Ideen hat, wie wir das etwas anders angehen können.“

Mit Ralf Rangnick verließ dann vor etwa einer Woche noch eine der prägendsten Figuren den Brauseklub. Als Mastermind hatte der kantige Trainer und Manager dem ambitionierte Projekt „RB Leipzig“ Strukturen und eine Philosophie gegeben. Nur so war der rapide Aufstieg in den vergangenen Jahren möglich. Nach einem Jahr als Übergangstrainer hatte Rangnick dann vergangenen Sommer Platz für Nagelsmann gemacht und war als „Head of Sport und Development Soccer“ zu RedBull gewechselt. Er sollte in dieser Position die verschiedenen Fußballfilialen besser vernetzen. Doch die Aufgabe schien den ehrgeizigen Rangnick nicht ausreichend zu fordern. Nach acht Jahren Aufbauarbeit endete so vor einer Woche die Zusammenarbeit, Rangnicks Vertrag wurde aufgelöst.

Julian Nagelsmann

„Wir wollen mit dem Maximalerfolg aus Portugal zurückkommen“

In Leipzig beginnt nun die Zeitrechnung nach A. R., anno Rangnick, dem Jahr nach Rangnick. Wie könnte die besser starten als mit einem Titel? „Wir wollen mit dem Maximalerfolg zurückkommen“, setzte Trainer Julian Nagelsmann ehrgeizige Ziele. Die Rechnung ist einfach: Drei Siege ergeben den ersten Titel der Vereinsgeschichte.

Leipziger Rechenspiele

Durch den Wegfall des Rückspiels rechnen sich vor allem die Außenseiter, und zu denen gehört RB, bessere Chancen aus. Böse formuliert könnte man sagen: Einfacher als in diesem Jahr ist der begehrte Henkelpott nicht zu bekommen. „Wir sind uns der Chance, mit zwei Siegen im Finale des größten Klubwettbewerbs stehen zu können, vollumfänglich bewusst“, sagte Mittelfeldmotor Kevin Kampl und geizte nicht mit ganz großen Worten. „Der Titel wäre für mich persönlich, für den Verein, die Fans und die Stadt Leipzig ein wahnsinniges, ein historisches Erlebnis.“

Allerdings wartet mit Atlético ein erfahrener und unangenehmer Gegner auf die Leipziger. Bei den Spa­niern, dritte in der abgelaufenen Meisterschaft, hatten vor dem Spiel zwei positive Coronatests für Aufregung gesorgt. Sime Vrsaljko und Ángel Correa waren zunächst positiv getestet worden, eine zweite Testreihe beim 93-köpfigen Reisetross fiel dann aber komplett negativ aus. Die Madrilenen reisten verspätet nach Portugal, Vrsalj­ko und Correa stehen gegen Leipzig nicht im Kader.

Die kampfstarken Spanier hatten im Achtelfinale den Vorjahressieger FC Liverpool aus dem Wettbewerb gekegelt. „Bei Atlético glaube ich zu wissen, was der Gegner macht. Ich habe den Plan schon im Kopf, auch die Spieler wissen Bescheid“, sagte Nagelsmann. „Wir dürfen nicht alles, hurra, die Gams nach vorn werfen, sondern es gilt einen Mittelweg zu finden zwischen Kontervermeidung und eigener Torgefahr“, erklärte der 33-Jährige seine taktische Grundausrichtung. „Atlético ist sehr erfahren darin, möglichst lange die Null zu halten. Unser Ziel ist es, selbst lange die Null zu halten – idealerweise bis zum Ende.“

Dazu bleibt die Frage, wer eigentlich die Rolle von Werner übernehmen wird. Über vier Jahre hatte der Nationalspieler in 159 Pflichtspielen für die Leipziger 95 Tore geschossen und 40 vorbereitet. „Ich habe schon eine Idee im Kopf, aber ich werde sie nicht preisgeben“, sagte Nagelsmann vor der Partie. Derzeit scheint Poulsen die Nase leicht vor Patrick Schick zu haben, Christopher Nkunku könnte als hängende Spitze dazukommen. Sportdirektor Markus Krösche sagte: „Wir haben sehr viele Spieler, die Tore schießen können. Mit dem Kader, den wir haben, wollen wir Atlético schlagen.“

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