Paarweise im Pandemiekino

Filme im Hof: In Hannover eröffnet das Künstlerhaus heute sein traditionelles Sommerkino – unter den Bedingungen des Infektionsschutzes

Von Wilfried Hippen

Zur Einweihung kam sogar der König: Der hieß Georg V., und damals, 1856, war der Bau das Museum für Kunst und Gewerbe. In Hannovers Künstlerhaus sind heute verschiedene kulturelle Institutionen untergebracht, darunter das kommunale Kino, das sich folgerichtig „Kino im Künstlerhaus“ nennt. Das längst denkmalgeschütztem Künstlerhaus hat einen Hof, den viele Lokalpatrioten als den „schönsten Innenhof“ der Stadt ansehen.

Auf eben diesem Schmuckstück veranstaltet das „Koki“ seit etlichen Jahren sein „Sommerkino im Hof“. Das fiel im vergangenen Jahr aus, und weil zwei Jahre Zwangspause auch die schönsten Traditionen nicht unbedingt überstehen, findet es im Coronajahr wieder statt – erstmals heute Abend.

Besucht man die Homepage, kommt das Programm erst an zweiter Stelle. Prominenter finden sich die Verhaltensregeln und das Formular für die Kontaktdaten; beides sollen die BesucherInnen sich herunterladen. Auf dem Hof gibt es nur insgesamt 48 jeweils paarweise angeordnete Plätze. Wer alleine kommt, nimmt notwendigerweise den zweiten Platz mit in Beschlag: Anderthalb Meter Mindestabstand müssen strikt eingehalten werden.

Insgesamt acht Vorstellungen gibt es bis Ende des Monats, wobei das ambitionierte Finale an zwei Abenden vorgeführt wird. Es ist der einzige Programmpunkt, mit dem das Kommunalkino bei der Programmierung ein eigenes Profil erkennen lässt. Die weiteren sechs Filme im Programm sind Hollywood- und Arthouseproduktionen, die in diesem Sommer auch in anderen Open-Air- und Autokinos gezeigt werden: Den Auftakt bildet heute der Elton-John-Film „Rocketman“ über Elton John, mit „Judy“ folgt am 21. August ein weiteres Biopic mit Renée Zellweger als Judy Garland. Ebenfalls gen gezeigt ist der Whodunit-Krimi „Knives Out“ (15. August), und den verstorbenen, legendären Soundtrackkomponisten Ennio Morricone ehrt am 22. August Quentin Tarantinos überlanges Westernkammerspiel „The Hateful 8“. Das Programm vervollständigen die französische Komödie „Der geheime Roman des Monsieur Pick“ (14. August) und der türkische Spielfilm „Eine Geschichte von drei Schwestern“ (20. August).

Zum Abschluss hat das Kommunale Kino sich dann mit der Multimedia-Initiative „SoundTRAX“ zusammengetan: Am 28. und 29. August gibt es jeweils „Seiltänzerin ohne Netz“ zu erleben, eine szenische musik-literarische Aufführung mit dem Ensemble Megaphon, das Gedichte von Mascha Kaléko mit Musik aus mehreren Jahrhunderten vermischt. Gut zur Vita der Lyrikerin (1907–1975) passt „Menschen am Sonntag“ von Robert Siodmak und Billy Wilder, der an beiden Abenden folgt: Der Stummfilmklassiker fängt das Lebensgefühl der 1920er in Berlin ein wie kein anderer. Schade, dass höchstens 96 ZuschauerInnen in den Genus des aufwendigen Doppelprogramms kommen können.

Kino im Künstlerhaus Hannover

Sophienstraße 2; www.koki-hannover.de