Über 1.000 Corona-Infektionen am Tag: Etwas mehr Tests, viel mehr Fälle

Der Anstieg der Neu-Infektionen liegt nur zum kleinen Teil an der Ausweitung der Tests. Für manche Reiserückkehrer sind die ab Samstag Pflicht.

Mitarbeiter arbeiten im Corona-Testcenter am Stuttgarter Flughafen

Ab Samstag gilt eine Testpflicht für Reisende aus Risikogebieten – in Stuttgart sind sie vorbereitet Foto: Sebastian Gollnow/dpa

BERLIN taz | Der Anstieg der täglichen Corona-Neuinfektionen in Deutschland setzt sich fort: Am Mittwoch sind beim Robert-Koch-Institut 1.045 neue Fälle gemeldet worden – so viel wie seit dem 8. Mai nicht mehr. Der Mittelwert über 7 Tage lag mit 748 mehr als doppelt so hoch wie vor drei Wochen.

In den sozialen Medien wird häufig die Vermutung geäußert, der Anstieg liege vor allem daran, dass mehr Tests durchgeführt mehr werden als zuvor. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Donnerstag, ein Teil des Anstiegs sei darauf zurückzuführen, dass mehr getestet werde.

Die Test-Statistik des Robert-Koch-Instituts zeigt allerdings, dass die Steigerung der Testzahl nur eine sehr geringe Rolle spielt. So gab es in der vergangenen Woche 24 Prozent mehr positive Testergebnisse (also solche, bei denen das Corona-Virus nachgewiesen wurde) als in der Vorwoche. Die Gesamtzahl der Tests stieg aber nur um 0,7 Prozent.

Etwas größer, aber immer noch gering ist der Einfluss der Test-Ausweitung über die letzten drei Wochen: In dieser Zeit nahm die Zahl der positiven Ergebnisse um 86 Prozent zu, bei den Tests insgesamt gab es einen Anstieg um 13 Prozent.

Der Anteil der positiven Testergebnisse an der Gesamtzahl der Tests hat sich damit in den vergangenen drei Wochen von 0,6 auf 1,0 Prozent deutlich erhöht. Sie ist allerdings immer noch weitaus geringer als zum bisherigen Höhepunkt der Epidemie im März, als 9 Prozent aller Tests eine Infektion zeigten. Zudem verläuft der aktuelle Anstieg nicht exponentiell, sondern linear.

Auch Todesfälle nehmen wieder zu

Auch die Zahl der Corona-Todesfälle, die seit langem einen stark abnehmenden Trend gezeigt hat, ist zuletzt wieder gestiegen – allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau: In der letzten Woche starben im Schnitt 6 Menschen am Tag im Zusammenhang mit dem Corona-Virus; drei Wochen zuvor waren es mit 3 Toten am Tag nur halb so viele. Zum Vergleich: Im April lag dieser Wert bei über 200.

Spahn kündigte an, dass die Testpflicht für Reisende aus Risikogebieten von diesem Samstag an gilt. Die Tests sind für die Reisenden kostenlos, durchgesetzt werden soll die Pflicht mit stichprobenartigen Kontrollen und Bußgeldern. Weitere Konsequenzen zieht die Regierung aus den steigenden Infektionszahlen bisher nicht.

Der Schulbeginn soll wie geplant stattfinden, einen erneuten Lockdown hält der Gesundheitsminister für unwahrscheinlich. Er appellierte erneut an alle BürgerInnen, die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten und Alltagsmasken zu tragen.

Neue Demonstration angemeldet

Unterdessen kündigte das Bündnis „Querdenken“, das die Corona-Gefahr bestreitet und die Gegenmaßnahmen der Regierung ablehnt an, am 29. August erneut in Berlin demonstrieren zu wollen. Angemeldet wurde laut Polizei eine Demonstration mit 17.000 TeilnehmerInnen und eine anschließende Kundgebung mit 22.500 Menschen. Das ist interessanterweise fast exakt so viel, wie Polizei und Medien auch bei der Demonstration am vergangenen Samstag geschätzt hatten – während die VeranstalterInnen dort Phantasiezahlen von über einer Million genannt hatten.

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