Kommentar von Andrea Maestro über Coronalisten in Restaurants
: Verlockende Daten

Die Daten sind da. Natürlich gibt es da Begehrlichkeiten. Noch nie hatte es die Polizei so leicht, mögliche Zeug*innen für Straftaten zu finden. Wenn jemand verprügelt wurde, können die Beamt*innen einfach ins Restaurant gegenüber gehen und sich dort eine Liste aller Gäste kopieren lassen. Corona macht es möglich. Die Strafprozessordnung deckt dieses Vorgehen. Falsch ist es trotzdem – und sogar gefährlich.

Die Zahl derer, die das Wesen von Präventionsmaßnahmen nicht verstehen und glauben, man könne auf sie verzichten, weil es ja gar nicht so viele Todesfälle in Deutschland gab, ist erschreckend hoch. Das zeigt sich, wenn diese rücksichtslosen Kurzdenker*innen auf Demonstrationen ohne Abstand oder Masken kuscheln.

Und auch bei Gästen, die nicht zu diesen Verschwörungstheoretiker*innen gehören, ist die Bereitschaft, Namen, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Anschrift und die Uhrzeit des Restaurantbesuchs in Listen einzutragen, nicht immer allzu groß. Die Fragen, was eigentlich mit diesen sensiblen Daten passiert, wann sie gelöscht werden und wer darauf Zugriff hat, sind nicht eindeutig genug beantwortet.

Manche Restaurantbetreiber*innen, die vor der Pandemie allesamt keine Expert*innen in Sachen Datenschutz sein mussten, haben ihren Gästen aus Unwissenheit lange Tabellen vorgelegt, in die sie sich eintragen sollten. Nach dem Studium der Speisekarte konnten die dann schauen, ob sie eine Telefonnummer von einem der vorigen Gäste gebrauchen können.

Manche Menschen denken sich deshalb Fake-Namen aus – und das wird spätestens dann zum Problem, wenn es einen Corona-Ausbruch gibt. Dann ist die Infektionskette nicht mehr nachvollziehbar und es stecken sich mehr Menschen an.

Wenn Gäste erwarten müssen, dass ihre Daten zu anderen Zwecken als der Bekämpfung dieser Pandemie genutzt werden, seien sie auch noch so sinnvoll, wird die Bereitschaft, die korrekten Daten anzugeben, sinken.

Es reicht nicht, von der Polizei zu fordern, dass sie die Daten bitte, bitte nicht mehr abfragt. Solange es legal ist, auf diesem Wege Zeug*innen zu finden, wird die Polizei es versuchen. Es braucht eine gesetzliche Regelung, die ihr das unmöglich macht.

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