meinungsstark
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Gerücht vom Kunststoffrecycling

„Bürger trennen sich nicht richtig von ihrem Müll“,

taz vom 29. 7. 20

Kunststoff lässt sich nicht recyceln, nur downcyceln. Schon bei der ersten Produktion wird das Material thermisch und oxidativ geschädigt, im Gebrauch und bei neuem Aufschmelzen geht der Abbau weiter.

In den 1980er Jahren, ich war beschäftigt als Polymerchemiker bei einem Dübelhersteller, landeten unweigerlich Reklamationen auf meinem Labortisch, wenn der Produktionsleiter mal wieder „Regenerat“ verarbeitet hatte (das Wort „Recycling“ war damals noch nicht erfunden). Wenn Unternehmen sich weigern, Recyclat zu verarbeiten, so liegt das vor allem daran, dass man damit nur minderwertige Produkte herstellen kann.

Will man die Plastikmüllberge verkleinern, hilft nur eins: Plastik von vornherein vermeiden.

Ludwig Gebauer, Adenbüttel

Geschwisterkinder

„Der Super­spreader“, taz vom 26. 7. 20

Ich fand an dem Artikel „Der Superspreader“ schade, dass er einen (hoffentlich) Ausnahmefall von einem Massenspender porträtiert, während Co-Parenting ja auch für Männer infrage kommt, die eine wirkliche Rolle im Leben des Kindes einnehmen – und EmpfängerInnen, denen das wichtig ist. Da stellen sich dann zum Teil ganz andere Probleme ein, etwa dass ein Kind rechtlich nur zwei Elternteile haben kann.

Etwas kurz kommt außerdem die Perspektive der Kinder. Eine bestimmte Anzahl von Halbgeschwistern ist sicherlich toll, nur irgendwann werden es vielleicht doch zu viele, weil man nicht mehr zu allen eine sinnvolle Beziehung haben kann, sich wie ein Massenprodukt fühlt. Und man hätte auch die Frage stellen können, wie es für die Kinder sein wird, einen vermutlich narzisstischen Vater zu haben.

Christina Motejl, Berlin

Die ganze konfessionelle Breite

„Das ist positive Religionsfreiheit“, taz vom 30. 7. 20

Die Initiative der Ruhr-Universität Bochum, religiöse Feiertage zu respektieren und dabei Studierenden die Möglichkeit alternativer Prüfungstermine anzubieten, ist sehr lobenswert und zeugt von hohem Respekt gegenüber religiösen Studierenden.

Etwas überrascht hat mich jedoch die Aussage „Christinnen und Christen sind schon mal außen vor, weil deren Feiertage sowieso geschützt sind“.

Wenn die Ruhr-Universität – was ich sehr begrüße – die positive Religionsfreiheit verteidigt, dann muss diese auch für Christinnen und Christen in ihrer ganzen konfessionellen Breite gelten. Dietmar Osthus, Bochum

Ohne Beweisführung

„Weiße Privilegien für Amthor“, taz vom 24. 7. 20

Es ist völlig korrekt, dass man sich darüber aufregt, dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen diesen korrumpierten CDU-Lobbyisten mit Mandat einstellt. Aber das Attribut weiß ist absolut daneben.

Ohne auch nur den Versuch einer Beweisführung zu behaupten, Weiße können sich so ein Verhalten leisten, ist absolut indiskutabel. Der Artikel steht in einer Reihe mit dem Polizisten/Müll-Artikel. Jürgen Kemmler, Donzdorf