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„Kein Leugnen, Mark!“

Holocaust-Überlebende kritisieren den Facebook-Chef

Holocaust-Überlebende haben eine Kampagne gegen Botschaften auf Facebook gestartet, in denen der Völkermord an den Juden durch die Nationalsozialisten geleugnet wird. Seit Mittwoch fordern sie Facebook-Chef Mark Zuckerberg in Videobotschaften auf, derartige Inhalte zu entfernen. Die Videos erscheinen unter dem Hashtag „#NoDenyingIt“ („Kein Leugnen“) auf Onlineplattformen wie Instagram und Twitter.

An der Kampagne beteiligt ist auch Anne Franks Stiefschwester Eva Schloss. „Ich habe meine ganze Familie verloren. Viele, viele Familienmitglieder“, sagt sie in ihrem Video. „Wenn Leute den Holocaust leugnen, sagen sie, dass mein Vater, meine Schwester und meine Familie nicht von den Nazis ermordet wurden“, sagt die Überlebende Lea Evron. „Kein Leugnen, Mark!“, ruft der Holocaust-Überlebende Pinchas Gutter in einem der Videos.

Auch an der Kampagne beteiligt ist der französische „Nazi-Jäger“ Serge Klarsfeld. Er und seine deutsche Frau Beate hatten in der Nachkriegszeit nach Naziverbrechern gefahndet.

Organisiert wurde die Kampagne gegen Holocaust-Leugnungen auf Facebook von der US-Organisation Jewish Material Claims Against Germany, die Entschädigungsansprüche von NS-Opfern vertritt.

Zuckerberg, der selbst Jude ist, hatte im Jahr 2018 eine Kontroverse ausgelöst, als er sich gegen die Entfernung von Holocaust-Leugnungen auf Facebook aussprach. Sein Unternehmen wolle Inhalte nicht allein aus dem Grund entfernen, dass sie von der Faktenlage her falsch seien. Die Botschaften, in denen der Mord an sechs Millionen Juden bestritten wird, fand er zwar „tief beleidigend“. Doch vertrat er die Ansicht, die Leugner verbreiteten nicht „absichtlich“ unwahre Informationen.

Facebook steht derzeit unter massivem Druck, gegen faktenleugnende Inhalte sowie Hass und Hetze auf seinen Seiten vorzugehen. So läuft ein weltweiter Werbeboykott gegen das Unternehmen, mit dem die Beseitigung solcher Inhalte erreicht werden soll. An dem Boykott beteiligen sich zahlreiche Großunternehmen. (taz, afp)