berliner szenen
: Wie früher in lauen Nächten

Ich hatte ein Date. Eine richtige Verabredung. Mit Tina. Wir sind seit 25 Jahren befreundet (mehr als die Hälfte unseres Lebens!), und nun haben wir uns mal wiedergetroffen. In echt und in Farbe. In Mitte. Weil die Mitte Berlins auch auf halbem Weg zwischen unseren beiden Wohnungen liegt.

Ich hatte erwartet, dass die Innenstadt coronabedingt stillgelegt wäre. Weniger Touristen, mehr Parkplätze. Vielsprachig wie eh und je plapperten die jungen Menschen in den Cafés am Rosenthaler Platz, die Masken als hübsches Accessoire unterm Kinn. Es war mein erstes Mal seit Ewigkeiten jenseits von Pankow.

Eigentlich wollte ich mit Tina ins Freiluftkino. Wie früher. In lauen Sommernächten auf der Wiese liegen und Popcorn essen, nach dem Film gleich auf die nächste Party und erst im Morgengrauen zum Lied der Lerche zurück nach Hause.

In Rehberge spielten sie eine Krimikomödie. Ich kaufte online die Karten und war voller Vorfreude.

Sonntagmorgen wachte ich um sechs Uhr auf. Wie jeden Morgen.

Oh Gott, schoss es mir durch den Kopf, der Film beginnt um 21.30 Uhr. Da gehe ich normalerweise Zähne putzen. Wie lange dauert so ein Streifen? Zwei Stunden? Und danach muss ich noch nach Hause radeln.

Als wir beim Frühstück saßen, klingelte mein Telefon. „Hast du gesehen, wie das Wetter heute Abend wird?“, fragte Tina. „12 Grad um 23 Uhr.“

Ich hatte gerade darüber nachgedacht, ob ich sicherheitshalber meinen Schlafsack einpacken sollte.

„Mann, sind wir alt geworden!“, murmelte ich erleichtert. Um 18.30 Uhr trafen wir uns zum Abendbrot beim Italiener in Mitte.

Und als im Freiluftkino Rehberge um 21.30 Uhr der Film anfing, stand ich zu Hause in meinem Badezimmer und putzte mir die Zähne. Lea Streisand