Nach Kritik an Umgang mit Rassismus: Personalchefin von Adidas tritt ab

Der Sportartikelhersteller wirbt gern mit Schwarzen Stars, ignoriert aber seit Jahren internen Rassismus. Jetzt verlässt Personalchefin Karen Parkin ihren Posten.

Ein Mann zeiht sich weiße Socken mit dem Adida-Logo drauf hoch.

Adidas setzt werbetechnisch seit Jahrzehnten auf Schwarze SportlerInnen Foto: Bernd Feil/M.i.S./imago

MÜNCHEN rtr/ap/taz | Adidas-Personalchefin Karen Parkin nimmt nach Kritik an ihrem Umgang mit dem Thema Rassismus bei dem weltweit zweitgrößten Sportartikelhersteller den Hut. Der Aufsichtsrat habe ihr Rücktrittsgesuch zum Monatsende angenommen, wie das Unternehmen am Dienstagabend mitteilte. Eine Gruppe von MitarbeiterInnen hatte sich nach einem Bericht des Wall Street Journal kürzlich über die 55-Jährige beschwert.

Demnach habe es Adidas versäumt, für mehr Vielfalt in der Belegschaft zu sorgen. Eine Gruppe Schwarzer Angestellter des im fränkischen Herzogenaurach ansässigen Sportartikelkonzerns hatten den Aufsichtsrat zudem konkret aufgefordert, Parkin und deren Strategie für den Umgang mit Rassismus am Arbeitsplatz unter die Lupe zu nehmen.

Wie die New York Times schreibt, identifizieren sich etwa am US-Standort Portland nur 4,5 Prozent der Belegschaft als Schwarz. Ihre Standpunkte würden in Meetings oft nicht wertgeschätzt, wegen des Mangels an Diversität fänden sich oft Stereotype über Nichtweiße in internen Debatten wieder. Für ein gutes Image und gute Verkäufe setzt Adidas in den USA dagegen seit den 80er Jahren auf Schwarze Superstars. Erst im April verkündete der Konzern eine Partnerschaft mit der Sängerin Beyoncé Knowles.

Doch intern gab es bisher noch nicht einmal eine Anlaufstelle für nichtweißen MitarbeiterInnen, wo Betroffene anonym ihre Probleme mit rassistischen Vorfällen melden können. Im vergangenen Jahr soll Parkin bei einer internen Veranstaltung der US-Tochter Reebok Rassismus als „Lärm“ abgetan haben, über den nur in Amerika debattiert werde, und gesagt, sie glaube nicht, dass Adidas ein Rassismusproblem habe. Parkins Entschuldigung bezeichneten die BelegschaftsvertreterInnen als unzureichend und forderten eine Untersuchung.

Scheinheilige Tweets

Im Zuge der Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt nach dem Tod des Schwarzen George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis Ende Mai hatte auch Adidas, wie viele andere Marken, in sozialen Medien Gleichheit befürwortet. Angestellte beschuldigten das Unternehmen der Scheinheiligkeit und kritisierten den Mangel an Diversität unter den Mitarbeitern.

Parkin teilte mit, sie fühle sich den Unternehmenszielen für mehr Vielfalt, Integration und Gleichberechtigung zwar verpflichtet. Trotz Fortschritten sei ihr aber klar geworden, dass es für die Eintracht der Organisation besser wäre, wenn sie sich zurückziehe und den Weg für Wandel ebne. Parkins Posten übernimmt nun interimistisch Vorstandschef Kasper Rorsted. Aufsichtsratschef Igor Landau erklärte, Adidas brauche einen „beschleunigten Wandel“.

Das Unternehmen kündigte an, in den USA künftig mindestens 30 Prozent aller neuen Stellen mit Afro- und Hispano-AmerikanerInnen zu besetzen, zwölf Prozent sollen bis 2025 in Führungspositionen sein. Zudem stellt Adidas in den nächsten fünf Jahren 120 Millionen Dollar für Initiativen gegen Rassimus zur Verfügung.

Parkin arbeitet seit 23 Jahren für Adidas. Seit fünfeinhalb Jahren ist sie für das Management der 60.000 Adidas-MitarbeiterInnen weltweit verantwortlich. 2017 stieg sie in den Vorstand auf.

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