In aller Freundschaft

Für Freundschaftsdienste kassierte Ex-MDR-Sportchef Wilfried Mohren 45.000 Euro. Der MDR lagert die Revision zur Schadensbegrenzung aus

VON RAINER BRAUN

Die Krise um Schleichwerbung und käuflichen Sportjournalismus im Umfeld der ARD zieht weitere Kreise. Am Dienstag ließen die Sonderermittler der Staatsanwaltschaft Dresden nun auch die Räume der Deutschen Sporthilfe in Frankfurt durchsuchen. Ins Visier der Justiz geriet damit auch deren Vorsitzender Hans-Ludwig Grüschow. Unter seiner Ägide war seit 2002 der inzwischen inhaftierte Ex-Sportchef des Mitteldeutschen Rundfunks, Wilfried Mohren, als „Medienbotschafter“ verpflichtet worden. Der MDR seinerseits hat seit Montag die Klärung der teilweise bizarren Vorgänge bewusst ausgelagert und die Wirtschaftsprüfer der PWC mit der Untersuchung beauftragt.

Seit Ende der 90er-Jahre stand der umtriebige Mohren offenbar auf der pay roll von Techem, die insgesamt rund 100.000 Euro überwies. Als Gegenleistung rückten fortan sportlich fragwürdige Ereignisse wie der „Techem“-Cup ins MDR-Fernsehen. Maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des Deals dürfte dabei Grüschow selbst haben. Bis 1999 gehörte er dem Techem-Vorstand an, bevor er in den Aufsichtsrat des Unternehmens (bis 2003) wechselte. Im September 2002 sah Grüschow dann offensichtlich ein weiteres Betätigungsfeld für Mohren.

Da Grüschow mit Mohren „seit längerer Zeit ein vertrauensvolles und freundschaftliches Verhältnis verbindet“, bat er MDR-Intendant Udo Reiter, den Sportchef fortan als „Medienbotschafter“ für die Sporthilfe zu gewinnen. Insgesamt 45.000 Euro ließen sich die Sportsfreunde vom Main die Dienste von Mohren kosten. Reiter hatte die Anfrage seinerzeit positiv beantwortet, da er von einer ehrenamtlichen Tätigkeit seines damaligen Sportchefs ausging. Zwar bemühte sich Grüschow inzwischen energisch, den hässlichen Eindruck zu korrigieren, er habe Einfluss auf die öffentlich-rechtliche Sportberichterstattung nehmen wollen.

Ein Problem könnte freilich auch der MDR-Intendant Reiter bekommen. Das liegt zum einen daran, dass inzwischen ein unangenehmer Brief seines ehemaligen Verwaltungsdirektors Rolf Markner kursiert. Bereits im Jahr 2000 hatte dieser gegenüber der Werbetochter MDRW auf mögliche Unregelmäßigkeiten im Umfeld Mohrens hingewiesen. Warum diesen nicht nachgegangen wurde, bleibt offen. Unklar ist ebenfalls, warum Markner, der 2002 wegen dubioser Devisengeschäfte den Sender verlassen musste, als Mitglied der Geschäftsleitung nicht direkt Reiter informierte.

Der MDR-Intendant muss sich wiederum fragen lassen, ob sein Management den Ansprüchen an ein öffentlich-rechtliches Unternehmen genügt. Eine interne Revision der Fernsehdirektion im Fall Mohren ergab im vergangenen Jahr nichts, obwohl anhaltende Gerüchte seit Jahren kursieren.

Indirekt hat Reiter nun freilich eingestanden, dass die Geschäftsleitung des MDR die Probleme nicht mehr im Griff hat und keine wirksame Kontrolle durch die Gremien stattfindet. Die Wirtschaftsprüfer von PWC sollen nun eine „Schwachstellenanalyse“ vorlegen und Empfehlungen geben, wie derartige Vorfälle künftig zu vermeiden wären. Veranschlagt sind für die Ermittlungen rund drei Monate – bei einem Salär im höheren fünfstelligen Bereich pro Woche kann sich das leicht auf eine Million Euro summieren. So werden am Ende auch die Konfliktbewältigung und das Missmanagement aus Gebühren finanziert.