heute in hamburg
: „Gefährliche Leute“

Foto: privat

Hartmut Brückner62, Gründungsmitglied der Kampagne Halim Dener in Hannover.

Interview Maike Krob

taz: Herr Brückner, ist Halim Dener ein Opfer rassistischer Polizeigewalt?

Hartmut Brückner: Das kann man nicht so genau sagen. Es ist auf alle Fälle ein Zusammenhang da mit dieser Hysterie, die staatliche Stellen damals gegenüber allen Kurden und Kurdinnen geschürt haben. Es hieß, das seien höchst gefährliche Leute.

Was ist passiert?

Halim Dener hat in Hannover Plakate der ERNK geklebt – eine Nebenorganisation der kurdischen Bewegung PKK. Beide Organisationen waren in Deutschland verboten. Daher wurde er von Polizisten des Spezialeinsatzkommandos überrascht und kontrolliert, in Zivil. Warum er getötet wurde, ist nie geklärt worden.

Das Landgericht Hannover hat den Beamten Klaus T. freigesprochen.

Rolf Gössner, der Anwalt der Nebenklage, ist bis heute mit der Situation sehr unzufrieden. Die offizielle Version ist immer: Es ergab sich ein Gerangel, wodurch sich ein Schuss löste und Halim Dener in den Rücken traf. Und an dieser Verletzung ist er dann in der Nacht noch verstorben. In unserem Buch gibt es einen ausführlichen Prozessbericht von Gössner mit den ganzen Merkwürdigkeiten des verhandelten Prozesses.

Was ist der Anlass für das Buch, 26 Jahre nach seinem Tod?

Wir hatten durch die Rote Hilfe Kontakt zu Kurden und Kurdinnen, die vor sechs Jahren ständig von der Polizei kontrolliert und drangsaliert wurden. Die staatlichen Stellen der BRD tun fast alles, was die türkische Regierung von ihnen in Bezug auf die Kurden und Kurdinnen will.

Wie meinen Sie das?

Es ist ein Phänomen, dass die Türkei starken Druck ausübt, damit die kurdische Bewegung verboten bleibt. Sie werden systematisch von der Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen, weil sie unter Generalverdacht stehen.

Wie wollen Sie Dener künftig gedenken?

Wir hatten das Angebot vom Bezirksrat in Linden-Limmer, einem Stadtteil in Hannover, einen Platz nach ihm zu benennen. Aber der damalige Oberbürgermeister war so vehement dagegen, dass das auf juristischem Wege gescheitert ist. Nun werden wir keine Appelle mehr an die Stadt richten, weil diese nichts bewirken. Wir beenden die Kampagne in ihrer bisherigen Form, das heißt aber nicht, dass wir aufhören, Halim Dener zu gedenken.

Buchvorstellung „Halim Dener – Gefoltert. Geflüchtet. Verboten. Erschossen.“ Im Garten der Roten Flora, 18.30 Uhr