Klimaaktivismus und Gewerkschaft: Fridays mobilisieren für Verdi

Die Gewerkschaft kämpft für bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV. Fridays for Future will mit dem Bündnis Klimaschutz und soziale Fragen verknüpfen.

Zwei Frauen mit Atemmaske halten ein Schild hoch. darauf steht: ÖPNV statt SUV

Sind auch gegen SUVs am Start: Fridays for Future hat Bock auf eine Verkehrswende Foto: Markus Scholz/dpa

BERLIN taz | Die Gewerkschaft Verdi startet ihre wegen der Coronakrise gestoppte Tarifkampagne für bessere Arbeitsbedingungen im öffentlichen Nahverkehr neu – und wird dabei von Fridays for Future unterstützt. „Wir werben in dieser Tarifrunde auch für eine Verkehrswende und mehr Klimaschutz“, sagte Verdi-Vizechefin Christine Behle. Nach Auffassung der AktivistInnen von Fridays for Future geht es bei der Tarifrunde um die Verknüpfung von Klimaschutz und sozialen Fragen. „Ein guter Tarifvertrag wäre ein guter Startschuss in die Verkehrswende“, sagte Lara Zschiesche von Fridays for Future.

Verdi hat zum 30. Juni alle Tarifverträge im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gekündigt. Damit sind nun erstmals bundesweite Streiks im ÖPNV möglich. In der Branche herrscht großes Tarifwirrwar. Einkommen, Urlaubstage und Zuschläge sind je nach Region höchst unterschiedlich. Die Zahl der Urlaubstage schwankt zwischen 26 und 30 Tagen bei einer Vollzeitstelle, die Einstiegsgehälter liegen bis zu 800 Euro im Monat auseinander.

Seit fünf Jahren plant Verdi die bundesweite Angleichung – und hat bis jetzt gebraucht, um die Verhandlungen zu synchronisieren. Insgesamt geht es um 130 kommunale Unternehmen mit 87.000 Beschäftigten, die – vor der Coronakrise – täglich 13 Millionen Fahrgäste transportierten. Nicht betroffen sind die privaten Unternehmen. Wegen der Pandemie wurden die im Frühjahr begonnenen Tarifverhandlungen unterbrochen. Jetzt sollen sie nach den Vorstellungen von Verdi weitergehen.

Neben den regionalen Abschlüssen soll erstmals auf Bundesebene ein Tarifvertrag abgeschlossen werden. Verdi fordert unter anderem einheitlich 30 Urlaubstage, einen schnellen Überstundenausgleich und die Einführung von Schichtzulagen für alle Bus- und BahnfahrerInnen. Verhandlungspartner ist die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA). Wie die VKA zu den Forderungen steht, ist unklar. Eine Anfrage der taz blieb bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

„Seit 20 Jahren gibt es einen restriktiven Sparkurs im ÖPNV“, kritisierte Verdi-Vizechefin Behle. Zwischen 2000 und 2016 sei ein Viertel der Personalkosten gekürzt worden. Die Folge seien eine hohe Arbeitsverdichtung und schlechte Arbeitsbedingungen.

Manche Bus- und BahnfahrerInnen könnten während ihrer Schicht nicht einmal auf die Toilette gehen. Dabei ist der Personalbedarf schon heute hoch und steigt weiter. Nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) werden bis 2030 rund 74.000 Beschäftigte des ÖPNV in Rente gehen. Der VDV ist nicht Tarifpartner, das sind die kommunalen Arbeitgeberverbände. Die Forderungen von Verdi will der Verband nicht kommentieren.

ÖPNV ist generell unterfinanziert

Die Gewerkschaft hat ihre Forderungen vor der Coronakrise aufgestellt und nicht verändert. Die Verkehrsunternehmen müssen durch die Pandemie erhebliche Einnahmeverluste schultern. Doch die vom Bund und den Ländern zur Verfügung gestellten Hilfen von rund 5 Milliarden Euro werden das ausgleichen, ist Behle überzeugt. Allerdings sei der ÖPNV generell unterfinanziert – auf Kosten der ArbeitnehmerInnen. „Der Druck bei den Beschäftigten ist enorm“, sagte sie.

Fridays for Future startet bereits an diesem Freitag mit ersten Solidaritätskundgebungen. In zehn Städten finden Aktionen statt, etwa in Berlin, Bochum und Hannover. Außerdem haben sich an 30 Orten lokale Verkehrsbündnisse gebildet, in denen AktivistInnen und ÖPNV-Beschäftigte zusammenarbeiten. Die AktivistInnen planen unter anderem, Tarifverhandlungen oder eventuelle Streiks mit Demonstrationen oder Straßenblockaden zu unterstützen.

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