Der Weltkultur-Erbe

Hier kann man die Dinge vor Ort anfassen und begreifen“, sagt Gerhard Lenz. Seit Anfang Juli leitet er die Harzer Welterbe-Stiftung und soll der gebeutelten Region mit dem Label „Weltkulturerbe“ mehr Besucher und Prestige verschaffen.

Vor mehr als 500 Jahren benutzten Bergleute im Harz große, von Regentropfen angetriebene Räder, um Wasser aus ihren Schächten zu pumpen. Die Räder gibt es noch, genauso wie kilometerlange Kanäle und Speicher, die heute die Oberharzer Wasserwirtschaft bilden. Zusammen mit dem Museums-Bergwerk Rammelsberg und der Altstadt von Goslar gehört die Wasserwirtschaft seit dem Jahr 2010 zum Weltkulturerbe der Unesco.

„Die Geschichte der Industrie und der Umweltveränderungen, die sie nach sich gezogen hat, war immer ein Schwerpunkt von mir“, sagt Lenz. Er hat in Göttingen Geschichte mit den Nebenfächern Soziologie und Ethnologie studiert und schon damals Industriekultur und Umweltgeschichte zu seinen Fachgebieten gemacht. Es folgte eine Karriere in verschiedenen Museen, als Kulturamtsleiter und als stellvertretender Vorsitzender des hessischen Museumsverbands.

„Es geht mir darum, Tourismus und Kultur zusammenzubinden“, sagt er. Er will eine neue Sicht auf die Gegend vermitteln und Fragen beantworten – wie leben die Menschen im Harz, wie haben sie früher gelebt? Und: „Was hat das mit meinem eigenen Leben zu tun?“ Gerade die Themen Wasser und Energie seien aktuell wie nie.

Lenz’ erstes großes Anliegen ist es, den Leuten die verschiedenen Angebote des Weltkulturerbes im Harz besser zu vermitteln. Bislang gebe es noch nicht einmal einen gemeinsamen Internetauftritt des Welterbes. „Es fängt damit an, Schilder aufzuhängen und Besuchern Orientierung zu geben“, erklärt der Stiftungsdirektor. „Es geht nicht nur um Technologie“, so Lenz. „Man lernt, welche kulturellen Leistungen die Menschen vollbracht haben, mit all dem Wohlstand und den Problemen, die das mit sich bringt.“ MORITZ KOHL