meinungsstark
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Der (weiße) Mann und sein Fetisch?

„Auch Fetisch kann einen rassistischen Ursprung haben“, taz vom 13. 7. 20

Ich glaube, dass Frau Erkurt hier ein bisschen was verwechselt. Es ist nicht der „weiße Mann“, der Sex mit Latinas, schwarzen oder asiatischen Frauen aufregend findet, es ist „der Mann“, den Sex mit unterschiedlichen Frauen erregt. Oder glaubt sie etwa, dass Afrikaner, Asiaten oder Männer aus dem arabischen Raum nicht gerne mit einer blonden Schwedin schlafen würden? Was soll der Rassismus hier, warum dem weißen Mann eine Sonderrolle zuweisen, obwohl es ganz eindeutig ein geschlechtsspezifisches Problem ist und definitiv kein spezifisches Problem der Hautfarbe?

Es gibt übrigens auch eigene Pornokategorien für „Blonde“ und „Rothaarige“, auch für Kleinwüchsige und ältere Frauen und, und, und. Wo ist da der Rassismus? Ich verstehe nicht, wie man jetzt anfängt, alles auf ein „weißes“ Problem drehen zu wollen und dabei immer mehr den Bezug zur Realität verliert. Weiße Männer sind sehr oft Deppen, klar, weiß ich selber, aber ich bin mir nicht sicher, ob ein Bill Cosby oder ein R. Kelly da wirklich positiver gesehen werden, weil sie schwarz sind? Das Problem ist die immer noch fatal falsche Erziehung und Bevorzugung männlichen Nachwuchses, die aber leider nicht nur die „weißen“ Eltern betrifft.

Ich selbst sehe mich als emanzipierten Mann, ich würde Frauen niemals so behandeln, wie in dem Text angegeben. Aber trotzdem kann ich es nicht stehen lassen, wenn hier wieder einmal anhand der Hautfarbe unterschieden wird. Wenn man auf internationalen Datingseiten unterwegs ist, sieht man übrigens auch ganz oft, dass weiße, schwarze und asiatische Frauen Männer aus dem arabischen Raum von vornherein ausschließen. „No Muslims!“ heißt es da. Vielleicht doch nicht nur ein geschlechtsspezifisches Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches? Vielleicht sind einfach viel zu viele Menschen viel zu blöd? Philipp Gregorius, Blunk

„Gretel und Hänsel“ – feministisch?

„Geschlechtergerechtes Märchen im Kino“, taz vom 10. 7. 20

Feministisches Update der Brüder Grimm? – Ich lach mich tot. (Auch eine Möglichkeit der Hinrichtung.) In seinem Horrorfilm „Gretel und Hänsel“ greift Perkins eines der bekanntesten Märchen aus der Sammlung der Brüder Grimm auf. Was geboten wird, ist letztlich nur eine weitere Reproduktion des uralten Feindbilds „Hexe“, die direkt aus den Akten der Inquisition stammen könnte. Das Märchen „Hänsel und Gretel“, in dem am Ende die Hexe verbrannt wird, legitimiert die historische Praxis der Hexenverfolgung.

Es ist erstaunlich – während die Kirchen seit Längerem (selbst-)kritisch über diese Vorgänge reflektieren, hat die moderne „Pop“kultur das Thema in respekt- und gedankenloser Weise okkupiert. Horrorfilme vertiefen ein negatives Bild von Frauen, die einst vor allem Opfer waren. Zu Beltane (Walpurgis) werden mit sogenannten Hexenfeuern die damaligen Hinrichtungsformen zu einem Partyspaß degradiert. Auf dem Brocken werden zum Vergnügen der Touristen Hexen noch immer zusammen mit dem Teufel präsentiert. Deshalb sehe ich in Perkins’Film nur eine gedankenlose Fortführung der Grimm’schen Version, die letztlich eine Legitimation der ­Hexenverfolgung darstellt. Michael Kleim, Gera

Ischgl 2.0: Der Ballermann

Ferien in Zeiten von Corona: Strand okay, Strandparty nicht“, taz vom 13. 7. 20

Mallorca droht zum Ischgl 2.0 zu werden. Viele Menschen neigen leider gerade im Urlaub zum Leichtsinn. Das steigert die Coronagefahr. Man hätte nie so früh zu irgendeiner Art von Alltag übergehen dürfen. Einen zweiten Lockdown hält kein Wirtschaftssystem mehr aus. Es steht ja noch nicht einmal fest, ob das Währungs- und Wirtschaftssystem den ersten übersteht. Anders formuliert: In Deutschland müssen die Covid-19-Vorbeugungsmaßnahmen schnellstens wieder verschärft werden. Und zwar bundesweit. Es macht keinen Sinn, den Schulbetrieb einzuschränken, aber die Leute an den Ballermann reisen zu lassen. Claus Reis, Schwabach