Gegen die Unsichtbarkeit

Das „Forum zur Förderung des Jüdischen Lebens im Land Bremen“ wurde feierlich eröffnet. Es ist in seiner Art bundesweit einmalig und soll Vielfalt zeigen, aber auch Berührungsängste abbauen

VonDana Ehlert

Für Grigori Pantijelew war der vergangene Donnerstag historisch: In der Halle 7 hat die erste Sitzung des „Forums zur Förderung des Jüdischen Lebens im Land Bremen“ stattgefunden.

So ein Forum sei bundesweit einmalig, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Bremen der taz. Die Initiative will das jüdische Leben im Bundesland Bremen fördern und sichtbarer machen. Gelingen soll dies vorwiegend mithilfe verschiedener Projekte, Ausstellungen und Veranstaltungen. „Die Arbeitsgruppe soll als breite Ideenbörse dienen und das Verständnis für verschiedene Religionen innerhalb der Gesellschaft fördern“, sagte Pantijelew. Die Vereinbarung, die die Ziele und Arbeitsweise der Arbeitsgruppe festhält, haben Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Bürgerschaftspräsident Frank Imhoff (CDU) unterschrieben.

Es hatte in den vergangenen Jahren bereits Treffen gegeben, die unter dem Arbeitstitel „Forum jüdisches Leben in Bremen“ stattfanden. Christian Weber, 2019 verstorbener Bürgerschaftspräsident, sei der erste Förderer des Projekts gewesen, sagte Pantijelew.

Der Anschlag an Jom Kippur in Halle war der Auslöser für die Bremische Bürgerschaft, das Forum zu gründen. Am 9. Oktober 2019 hatte ein Mann versucht, in die Synagoge zu gelangen, um Menschen zu töten. „In Halle war es ein Attentat auf die Syna­goge. Aber es war zugleich ein Attentat auf uns alle“, so Imhoff. Es gibt immer wieder antisemitische Angriffe. „Aber jüdisches Leben darf nicht darauf reduziert werden“, betonte Bovenschulte: „Es ist ein selbstverständlicher Teil der Vielfalt unserer Gesellschaft.“

Wie wird Jüdisches Leben sichtbarer? Unter anderem durch Erinnerungsarbeit. Pantijelew bezeichnet sie als eine Art „Orientierungskompass“. Das Gedenken mache dabei nur einen kleinen Teil aus. Stattdessen gehe es viel mehr um die Zukunft, und darum, „sich selbst zu hinterfragen“. Von dem Forum verspreche er sich, dass die Teilnehmer*innen selbst die Initiative ergreifen und eigene Ideen entwickeln: „Mithilfe des Forums entstehen viele Möglichkeiten.“

Die Initiative erleichtere es, Kontakte aufzubauen und diese zu pflegen. Dabei gehe es nicht zuletzt darum, mögliche Berührungsängste zu überwinden. Viele Deutsche haben laut Pantijelew noch nie mit einem Juden gesprochen: „Sie haben Angst davor, dass alles, was sie sagen, falsch ankommt, und laden die gesamte Schuld des Holocaust auf sich.“