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: Von wegen Kneipenspiel

Wie sportlich die taz-Redaktion ist, davon ist an dieser Stelle oft die Rede. Es wird gesegelt, man trifft sich zum Yoga oder zum Tischtennis. Nicht zu vergessen natürlich der taz Panter FC. Die notorische Erfolglosigkeit der taz-Kicker ist der tazsache zu jedem Anlass eine Zeile wert.

Es ist höchste Zeit, eine Betriebssportgruppe vorzustellen, die der vielleicht journalistischsten Disziplin körperlicher und geistiger Ertüchtigung nachgeht und zudem sicherlich der tazzigsten. Denn wo bitte schön sind Unter (Buben) sonst Trumpf? Nach der Coronapause nimmt nun auch die taz-Schafkopfrunde den Spielbetrieb wieder auf.

Schafkopf ist gemeinhin als bierdimpfliger Kneipensport verschrien – zu Unrecht. Er ist sowohl Team- wie Einzeldisziplin, je nach Blatt, und auf so komplexe Art Hirnsport, dass man ihn mit guten Gründen auch als bajuwarisches Go bezeichnet.

Es wird nämlich auf zwei Ebenen gespielt. Auf der einen fallen die Karten, auf der zweiten die Wörter. Es ist ungeschriebenes Gesetz, dass Schafkopf nicht still gespielt werden kann, sondern unter Gebrauch der ihm eigenen Sprache. Dabei handelt es sich um eine Abart des bayerischen Dialekts, die ständig im Wandel ist. Fest steht nur, dass das Eichel-Ass nicht Eichel-Ass heißt, sondern „Sau“ oder „Oide“ (Alte). Die besten Spieler sind die, die ständig neue Bonmots auf Lager haben. Natürlich dienen sie dazu, den Gegner aus dem Konzept zu bringen. Als Übung in der Kunst der freundlichen Beleidigung wie des derben Kompliments ist Schafkopf mithin ein Training für die höchsten Disziplinen unseres Berufsstands. Jörn Kabisch