Black Lives Matter-Demo in Berlin: Vorbildlicher Protest

Am Samstag versammelten sich wieder über 1.000 Menschen zur Black-Lives-Matter-Demo. Dieses Mal bleibt der Protest friedlich.

Die Siegessäule fest im Blick: Black Lives Matter-Demo am Samstag Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa

BERLIN taz | „We believe in love, we believe in equality!“ Die Fäuste hunderter Demonstrant:innen am Großen Stern recken sich in die Luft, auf ihren Plakaten der Spruch: „Black Lives Matter“, Ausdruck der Forderung nach Gerechtigkeit – für George Floyd und für alle BPoC (Black and People of Color), die sich konsequenzloser Polizeigewalt und Rassismus ausgesetzt sehen. Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners in Minneapolis wollen die Proteste auch hierzulande nicht abreißen.

Bei der letzten Black-Lives-Matter-Demonstration am Alexanderplatz am 6. Juni mit über 15.000 Menschen konnten zuletzt Abstandsregeln nicht mehr eingehalten werden, viele Teilnehmer:innen verzichteten auf das Tragen von Masken. Es kam zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Auf Anfrage der Grünen-Abgeordneten June Tomiak wurde zudem publik, dass sich unter den 89 vorübergehend Festgenommenen auch 25 Minderjährige befanden.

Die Atmosphäre an diesem Samstag hingegen ist friedlich. Die Hitze flimmert über der schattenlosen Straße des 17. Juni und die goldene Siegessäule strahlt über den Köpfen der Demonstrant:innen, die in kleinen Grüppchen den Redner:innen applaudieren. Auf der Bühne kann jeder und jede sprechen, auch ohne vorige Anmeldung.

Es werden bewegende persönliche Geschichten geteilt, unter anderem von Vanessa H., die vor wenigen Wochen in einem Drogeriemarkt rassistisch beleidigt wurde. Doch trotz der aufwühlenden Reden halten sich die Teilnehmer:innen geradezu vorbildlich an die geltenden Hygieneregeln.

Klebeband fürs Abstand halten

Die Veranstalterin, Uchechi May Nzerem Chineke, hat eigens mit den Ordner:innen Abstandsmarkierungen mit Klebeband auf der Straße angebracht. Und sogar der Berliner Polizeisprecher Thilo Cablitz zeigt sich beeindruckt von der professionellen Organisation. Etwa 1.100 Menschen haben sich laut Polizeieinschätzung versammelt – bei Facebook hatten zunächst über 8.000 gesagt, teilnehmen zu wollen.

Eine Teilnehmerin ist heute mit zwei Freunden gekommen, sie haben sich vor einigen Monaten bei einem Workshop zum Umgang mit Diskriminierung kennengelernt. Sie fordern, dass BPoC in Wirtschaft und Bildungswesen viel stärker gefördert werden: „Es ist fatal, dass wir als Kinder keine schwarzen Vorbilder haben – zum Beispiel Lehrer, zu denen wir aufschauen.“

Für echte Veränderung müssten die Betroffenen selbst in der Verantwortung sein. Was sie sich für die Berichterstattung von BLM-Demonstrationen wünscht? „Dass die Sache im Fokus steht: Die Diskriminierung, mit der wir auch in Deutschland alltäglich konfrontiert sind. Und nicht die Einhaltung der Hygieneregeln.“

Und doch ist dies wohl der am meisten gesprochene Satz auf der Bühne: „Bitte haltet euch an den Mindestabstand! Denkt daran, wir werden beobachtet.“ Letzteres ist wohl auch an die Adresse der Polizei zu verstehen: auch wenn alles ruhig blieb an diesem Samstag, der Beziehungsstatus bleibt angespannt.

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