wie machen sie das?
: Der Übersetzende

Jochen Barthel, 39, hat das erste schwedische Kinderbuch, in dem das neue geschlechtsneutrale Pronomen „hen“ verwendet wird, ins Deutsche übersetzt. Ein Beispielsatz: „Hen wäscht ein paar Stunden, so viel Arbeit muss sein, und der Monsterhund wird auch fast etwas rein.“

taz am wochenende: Jochen Barthel, Sie haben „Kivi & Monsterhund“ aus dem Schwedischen in geschlechterneutrale Sprache übersetzt. Wie machen Sie das?

Das schwedische Pronomen „hen“ ist geschlechterneutral und hat kein Äquivalent im Deutschen, daher habe ich „hen“ aus dem Schwedischen übernommen. Ich glaube, dass das die Lösung ist, die der Prota­go­nis­t*in gerecht wird.

Wieso ist es Ihnen wichtig, die geschlechterneu­trale Sprache in Kinderbüchern zu verwenden?

Mit Geschlechtern sind Machtfragen verbunden. Männlich zu sein bedeutet, Chancen zu haben, die andere Geschlechter nicht haben. In meinen Augen ist es ein wichtiger Schritt zur Gleichberechtigung, dass wir auch Situationen schaffen, in denen das Geschlecht nicht sofort eine Rolle spielt.

Ist es nicht nützlich, dass man Sachen genau definiert – auch Geschlechter?

Wir haben viele Geschlechter. Warum sollte diese Vielfalt sich nicht in der Sprache wiederfinden? Viele Leute sind stolz drauf, dass wir in der deutschen Sprache sehr genau sein können, aber es fällt uns schwer, über Menschen zu reden, ohne sagen zu müssen, ob sie männlich oder weiblich sind. Deutsch ist an dieser Stelle überraschend arm und ungenau. Ich glaube, wir müssen krea­tiv mit der Sprache umgehen und Lösungen finden, die zeitgemäß sind. Ich würde nicht sagen, dass wir die Debatte jetzt schon schließen sollen. Viele Vorschläge sind gut. Wir werden sehen, welche gut passen und welche nicht.

Wie können wir es zurzeit am besten machen in der deutschen Sprache?

Indem wir die Menschen einfach nach ihrem Pronomen fragen.

Welches Pronomen dürfen wir für Sie benutzen?

„Er“ ist okay, gerne auch mit Sternchen, weil ich in einer Weise männlich bin, die versucht, Männlichsein gleichzeitig zu hinterfragen. Ich bin aber gerne auch „hen“, genauso wie Kivi, der*die Protagonist*in des Buches.

Verstehen Kinder die Geschichte trotz des schwedischen Pronomen?

Ja. Ich habe das Buch bei einer Lesung vorgestellt und habe es auch meiner Nichte vorgelesen. Es ist viel aufregender für Kinder, warum der Hund am Ende der Geschichte nicht mehr da ist. Im Gegensatz dazu fällt das Pronomen kaum auf.

Wie sind die Reaktionen der Eltern?

Ich habe viele queere Eltern getroffen, die begeistert von dem Buch sind und das sehr entspannend finden.

Interview: Negin Behkam