Fatal ungeschickte Wortwahl

PIRATENPARTEI Umstrittenes Parteimitglied Sven Knurr aus Wolfenbüttel legt nach Äußerungen zu Anti-Nazi-Demo Kandidatur für ein Direktmandat bei der Landtagswahl nieder. Im Kreisvorstand bleibt er

2011 unterschrieb er eine Petition für die Freilassung Horst Mahlers

Aufgrund heftiger Kritik wegen seiner angeblich rechtsextremen Gesinnung hat Sven Knurr von der Piratenpartei nach Gesprächen mit dem Landesverband Niedersachsen seine Kandidatur für ein Direktmandat bei der Landtagswahl zurückgezogen. „Es ist das Beste für mich und die Partei, wenn ich mich vorerst nur auf meinen Vorstandsposten konzentriere“, sagt er. Der 26-Jährige sitzt im Kreisvorstand der Piratenpartei Wolfenbüttel-Salzgitter.

Die Diskussion um Knurr begann bereits im Januar 2011, als er eine Petition für die Freilassung des Holocaustleugners Horst Mahler unterschrieben hatte, der wegen Volksverhetzung verurteilt worden ist. Sie flammte erneut auf, als Knurr Anfang August kritisierte, dass seine Partei bei den Demonstrationen des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ gegen einen Trauerzug der Neonazis mitwirkte. In einem Forumsbeitrag nannte der die Autoren einer Pressemitteilung des Landesverbandes „linksradikales Populistenpack, dank dessen die Piratenpartei in der Öffentlichkeit als ‚die Linke mit Laptops‘ wahrgenommen wird“.

Knurr sieht in der Kritik an ihm eine Medien-Kampagne. „Man versucht, mich als zu dumm für die Politik oder rechtsradikal darzustellen“, sagt er. „Beides stimmt nicht.“ Er sei manchmal ungeschickt in seiner Wortwahl gewesen, was ein weiterer Grund für seinen Rückzug gewesen sei. „Die Demonstrationen habe ich wegen Blockaden kritisiert, die Dritte stören und das Demonstrationsrecht verletzen“, sagt er. Gegen friedliche Demonstrationen habe er nichts einzuwenden.

Seinen Posten im Kreisvorstand wird er behalten, Landes- und Kreisverband stehen hinter ihm. „Er hat uns gegenüber klar die Aussage gemacht, dass er kein rechtes Gedankengut pflegt“, sagt der Kreisvorsitzende Werner Heise. So konträr seine eigene Meinung auch zu der von Knurr sei – in einer Demokratie sei die freie Meinung viel wert. „Er hat ja nicht den Holocaust geleugnet“, sagt Heise. „Das wäre ein Anlass zum sofortigen Handeln gewesen.“

Knurr sagt, er wolle Missstände beheben, anstatt sich mit nullkommanochwas Prozent NPDlern herumzuschlagen: „Wir sind eine progressive Partei, die jede Form des Extremismus ablehnt, wir sollten nicht zurückfallen in das Links-Rechts-Schema.“  MORITZ KOHL