Auf dem Boden fixiert

Nachdem ein neues Video von einem Monate zurückliegenden Polizeieinsatz gegen einen Schwarzen in Hamburg aufgetaucht ist, ermittelt die Staatsanwaltschaft. Die Polizei betont, es gehe nicht um Rassismus

Vor dem Hintergrund der weltweiten Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in den USA sorgt ein Video von einem bereits Monate zurückliegenden Polizeieinsatz in Hamburg für Aufsehen. Auch die Staatsanwaltschaft sei erneut in den Fall eingeschaltet, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Das Video zeigt, wie drei Polizisten einen Schwarzen am Boden eines Gehsteigs im Stadtteil Horn festhalten. Ein Beamter drückt dabei den Kopf des Mannes aufs Pflaster.

Laut Staatsanwaltschaft zeigt das Video einen Einsatz vom 11. August vergangenen Jahres. Wie Innensenator Andy Grote (SPD) am Dienstag in der Landespressekonferenz sagte, war es nach einem Parkverstoß dazu gekommen. Der Mann, dessen Wagen abgeschleppt werden sollte, sei ein französischer Staatsbürger, der versucht habe, sich vom Ort des Geschehens zu entfernen. „Dann ist er festgehalten worden, dann gab es ein Handgemenge und dann kam – so jedenfalls ist die Berichtslage der Polizei – es zu dieser Situation, dass der Betroffene am Boden lag und festgehalten wurde“, sagte Grote.

Schon vergangenes Jahr seien Ermittlungen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt gegen die Polizeibeamten aufgenommen, aber später eingestellt worden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Damals habe den Ermittlern nur ein Video von dem Vorfall aus anderer Perspektive vorgelegen. „Dieses Video und die weiteren Ermittlungsergebnisse waren damals nicht ausreichend zur Begründung eines hinreichenden Tatverdachts gegen die Polizeibeamten.“

Mit der nun vorliegenden neuen Aufnahme seien die Ermittlungen wieder aufgenommen worden. Der Vorfall werde derzeit von der Dienstelle Interne Ermittlungen der Polizei untersucht. „Nur zur Klarstellung möchte ich darauf hinweisen, dass Gegenstand des Verfahrens nicht Rassismusvorwürfe sind, sondern Straftaten, insbesondere Körperverletzungsdelikte im Amt“, betonte die Sprecherin.

Der Einsatz müsse Folgen haben, forderte der Linken-Bürgerschaftsabgeordnete Deniz Çelik. Dass das Geschehen bereits Monate zurückliege, „macht den Fall kein bisschen weniger schlimm“, schrieb er beim Kurznachrichtendienst Twitter. „Der Einsatz erscheint auf keinen Fall verhältnismäßig zu sein.“(dpa)