wortwechsel
: Ist das Journalismus – oder muss das weg?

Unsere Autor:in Hengameh Yaghoobifarah hat in einem satirischen Gedankenspiel die Polizei auf die Müllhalde „unter ihresgleichen“ verbannt. „Hassverbreitung!“ oder „Satire erlaubt!“?

Geladene Gäste an einer Garderobe in Baden-Württemberg im November 2019: Polizeimützen Foto: imago

Kolumne: „ACAB: All Cops are berufsunfähig“, taz vom 15. 6. 20

Absolut geschmacklos

Die taz habe ich als unabhängige Presse lange Jahre unterstützt, aber der Artikel „All cops are berufsunfähig“ geht wirklich zu weit und ist absolut geschmacklos.

Holger Kling, Friedrichstadt

Sinnlose Ressentiments

Ich selber bin studierter Polizist und studiere im Moment auch Jura an einer Fernuniversität. Ihr Artikel hat mich persönlich sehr beleidigt. Meiner Meinung nach besteht dieser Artikel nur aus inhaltloser Hassverbreitung gegenüber der Polizei. Bei einem Abonnement Ihrer Zeitschrift habe ich mir eine kritische Betrachtung der gegenwärtigen Ereignisse erhofft und eben keine niveaulosen Verallgemeinerungen, die darauf abzielen, sinnlose Ressentiments gegenüber der Polizei zu schaffen. Eine solche Hetze ist nicht besser als die jener Populisten, denen es doch gilt die Stirn zu bieten.

Name ist der Redaktion bekannt

Nicht in einer Zeitung!

Liebe taz, wahrscheinlich stimmen Sie mit mir überein, dass man Leuten, die eine Gruppe von Menschen zu Müll erklären, den man ruhig entsorgen kann, ein,,Fascho-Mindset‘‘ unterstellen darf. Es ist mir auch egal, ob das eventuell ironisch gemeint ist, aber das geht gar nicht! Nicht in einer rechten, nicht in einer liberalen und schon gar nicht in einer Zeitung, die sich links nennt. Jan Grönhoff, Berlin

Feinste Satire

Hengameh Yaghoobifarah liefert in dieser Kolumne feinste Satire, die alle Register fataler, absurder „Logik“ dekliniert, mit der die realen haarsträubenden Verbrechen an Unschuldigen paradox gespiegelt werden. Dafür sage ich Danke und Bravo, denn es steht eine zutiefst menschenliebende, aufklärende Haltung hinter ihrem meisterlichen Text! Das Wörtlich-Nehmen einer Satire verkennt deren Intention und steht damit genau so in einer Tradition wie die Satire selbst! Also: Geht mir aus der Sonne! Warum lese ich bezogen auf Hengameh Yaghoobifarahs Kolumne soviel über ihre „Gruppenzugehörigkeit“ und nichts Relevantes über ihren Text?! In ihrer absurd-virtuosen Suche nach beruflicher Integration von Tätern mit nachgewiesenem Amtsmissbrauch klingt die sozialarbeiterische Not an, die selbst eine gerechtere Welt zu leisten hätte. Die Fiktion klingt nachvollziehbar notwendig, weil sie eine gesamte hoheitliche Berufsgruppe überzeichnet! Dazu wird ja der erfundene gesellschaftliche Beschluss einer Abschaffung von Hoheitsrechten vorangestellt. Und (en passant): als unmöglich gekennzeichnet! Dieses Dilemma kann gerade noch Satire in einen Text fassen. Warum der dann jede Menge Emotionen aufwühlt und die gesellschaftlichen Gegensätzlichkeiten auf den Plan ruft, kann nur mit der Fehlinterpretation von Satire, einer Verwechslung von Kynismus mit Zynismus erklärt werden …

sagt jedenfalls mein Deutschlehrer!

Micha Rabuske, Berlin

Uniform auf Müllhaufen?

Polizisten werden weltweit dazu ausgebildet, Gewalt gegen Menschen auszuüben und sie im Rahmen ihres Berufs täglich tausendfach umzusetzen. Sei es durch rassistische Polizeikontrollen, Freiheitsberaubung durch Festnahmen, Reizgas und Knüppel auf Demonstrierende, Abschiebungen in Elend und Tod oder die Tötung psychisch kranker Menschen. Diese Taten sind keine Einzelfälle, sondern (auch) Inhalt des Berufs. Dieser Beruf ist frei gewählt, während ich es mir nicht aussuchen kann, Opfer dieser Polizeigewalt zu werden. Jeder einzelne Polizist hat sich frei dafür entschieden, die gesellschaftlichen Gewaltstrukturen an seinen Mitmenschen zu exekutieren, ohne dabei für seine eigene Gewalt belangt werden zu können. Er muss sie vielmehr ausüben – sonst droht ihm die Kündigung. Die gesellschaftlichen Gewaltverhältnisse gehören somit sehr wohl auf den Müllhaufen der Geschichte und mit ihnen auch die Polizei als Exekutive dieses staatlichen Gewaltverhältnisses. Wobei es, und hier würde ich Yaghoobifarah widersprechen, die freie Entscheidung eines jeden Polizisten sein wird, sich von seiner bisherigen Gewaltausübung zu emanzipieren. Es bleibt ihnen somit überlassen, auf dem Müllhaufen ihre Uniform zurückzulassen und sinnvoll gesellschaftlich tätig zu werden. Felix Seidel, Eisenhüttenstadt

Wo ist eure Solidarität?

„kolumne macht: Menschen und Müll“, taz vom 20. 6. 20

Liebe taz, entschuldigt die direkte Wortwahl, aber es ist unter aller Sau, wie ihr mit eurer Kollegin Yaghoobifarah umgeht. Bettina Gaus habe ich immer für ihre klugen Kommentare geschätzt, ich bin geschockt, dass sie ihre Kollegin nun so dem Mob vorwirft. Wo ist eure Gesellschaftskritik, und wo ist eure Solidarität? Ich bin versucht, Genosse zu werden, nur um aus Protest über eure Reaktion wieder zu kündigen. Tim Aretz, Aachen

Anzeige? Perfide …..

„Wer spricht? Wer schweigt?“,

taz vom 21. 6. 20

hengameh yaghoobifarah sollte von der taz und allen demokratinnen der republik verteidigt werden. Sie hat einen kommentar geschrieben, der durch die pressefreiheit explizit geschützt ist. ich war immer stolz auf die taz, die sich nicht einschüchtern lässt. polizistinnen und andere menschen müssen das ja nicht gut finden, aber ertragen müssen sie diese kritik. gerade der druck von der polizeigewerkschaft ist schon sehr zweifelhaft, verteidigen diese doch eher politik und gesetzgeber. sonst wäre die bezahlung nicht so ungerecht, sonst würden nicht zigtausend überstunden anfallen, die kaum noch abgefeiert werden können, weil das personal fehlt. Jetzt eventuell die anzeige von innenminister seehofer. perfide. von dem mann, der rechtsradikale machenschaften in den sicherheitsbehörden totschweigt. genau so wie die ermordeten und ungeklärte fälle in polizeigewahrsam.

Sven Bohl, Niebüll