das detail
: Nachspielzeit, die

Strategisch bedachte ­Einwechslung Foto: ap

Eine halbe Stunde Vorlauf braucht so eine Nachspielzeit schon. Das wissen die modernen Trainer, weshalb Dortmunds Coach Lucien Favre in der 61. Minute Erling Haaland für Axel Witsel brachte, damit der eine gute halbe Stunde später den erlösenden Siegtreffer gegen Fortuna Düsseldorf erzielte.

Genauer: In der 95. Minute traf Haaland, dabei gibt es die im Regelbuch bekanntlich gar nicht. Dass ein Spiel 90 Minuten dauert, gehört zum Kanon des traditionellen Fußballs. Dass ein Spiel 94 oder 95 oder 99 Minuten dauert, gehört hingegen zum Wissensbestand des modernen Fußballs und ist mithin auch Bestandteil des Matchplans eines wissenschaftlich arbeitenden Fußballlehrers.

Früher, da gab’s solch kuriose Dinge wie die „Rapid-Viertelstunde“, dass nämlich zur Anfeuerung ihrer Mannschaft die Fans von Rapid Wien etwa 15 Minuten vor Schluss mit rhythmischem Klatschen ihre Jungs nach vorne trieben, denn zum einen waren die Spieler müde und brauchten Unterstützung, zum anderen war ja nach 90 Minuten Schluss.

In Zeiten von viertem Offiziellem und wuchtiger Zeit-Anzeigetafel jedoch ist klar, dass Teams gerade in der Nachspielzeit anfällig sind. Die hoffen nämlich, das Ergebnis rüberretten zu können, verteidigen nur noch müde, und die Konzentration lässt nach.

Genau diese Phase des Spiels, die nicht im Regelwerk vorgesehen ist, die sich aber durch die Versuche, den Fußball zu objektivieren, aufgetan hat, nutzen moderne Trainer und hochtrainierte Profis aus. Und treffen. (mak)