wie machen sie das?
: Der Baumretter

Mirko Hohmann, 31, arbeitet als Projektmanager bei der Technologiestiftung Berlin. Mit seinem Team hat er die Onlineplattform „Gieß den Kiez“ entwickelt.

taz am wochenende: Herr Hohmann, Sie wollen die Berliner zur Bewässerung von Stadtbäumen animieren. Wie machen Sie das?

Mirko Hohmann: Wir haben eine virtuelle Karte entwickelt, auf der sämtliche Straßenbäume der Stadt verzeichnet sind. So können die Menschen die Bäume in ihrer Nachbarschaft besser kennenlernen. Bei uns erfahren sie, welcher Baum vor ihrer Haustür steht, wie alt er ist und ob er Wasser braucht. In einem nächsten Schritt würden wir uns freuen, wenn sie sich um die Bäume kümmerten und das über unsere Plattform koordinierten.

War es viel Arbeit, die Karte zu erstellen?

Das war technisch gar nicht so kompliziert, weil die Stadt die Daten online zur Verfügung stellt. Auf deren Grundlage haben wir die Karte dann programmiert. Wir geben den Projektcode gerne an Interessierte weiter.

Warum müssen Stadtbäume gegossen werden?

Stadtbäume leiden besonders unter den Folgen des Klimawandels. Vor allem in den Sommermonaten regnet es immer seltener. Die versiegelten Flächen machen ihnen zusätzlich zu schaffen. In den vergangenen Jahren mussten drei- bis viermal so viele Bäume gefällt werden wie zuvor.

Ist eine Stadt überhaupt das richtige Umfeld für einen Baum?

Prinzipiell nicht. Hier haben sie eine viel geringere Lebenserwartung als in der freien Natur. Ein Stadtbaum gilt schon dann als alt, wenn er 60 Jahre erreicht.

Und trotzdem brauchen wir gerade dort Bäume.

Ja, und wie! Bäume erfüllen eine wichtige Funktion fürs Stadtklima. Sie binden CO2 und filtern Feinstaub, sie regulieren die Luftfeuchtigkeit und spenden Schatten.

Benötigt jeder Baum gleich viel Hilfe?

Aktuell freut sich jeder Baum über Wasser, aber besonders viel Hilfe brauchen Bäume zwischen drei und 15 Jahren. Sie gehören nicht mehr zu den ganz jungen Bäumen, die durch das Straßen- und Grünflächenamt versorgt werden, sind aber auch noch nicht alt genug, um sich selbst zu versorgen.

Wie oft und wie viel sollte man sie gießen?

Wir empfehlen, sie lieber seltener, dafür aber mit mehr Wasser zu gießen. Bei der Wassermenge sind 100 Liter, also etwa zehn Eimer, ideal. Das sollte man einmal in der Woche wiederholen.

Da muss man aber ganz schön oft hoch und runter laufen...

Oder man nutzt einen öffentlichen Brunnen, wie er mancherorts noch steht. Es können sich auch Gießgemeinschaften zusammentun. Und in Absprache mit der Hausverwaltung kann man den Wasseranschluss im Hinterhof mit einem Schlauch benutzen.

Interview: Anna Fastabend