Massen-infektionen auf der Spur

Auch wenn Infektionen mit dem neuen Coronavirus längst bundesweit verbreitet sind: Angesichts des Rückgangs an Fallzahlen auf täglich etwa 400 Personen sind die Gesundheitsämter mehr und mehr darum bemüht, regionale Ausbrüche zu verfolgen und die Verbreitung der Infektion durch Quarantänemaßnahmen von Kontaktpersonen zu begrenzen. Bei den jüngsten Covid-19-Ausbrüchen scheint dies gelungen zu sein, denn die regionalen Fallzahlen gingen oft schon nach wenigen Tagen zurück. Die Ausbrüche zeigen zudem, dass besonders enge Zusammenkünfte vieler Menschen in geschlossenen Räumen die Infektion begünstigen.

Betroffen waren in jüngster Zeit mehrfach Schlachtbetriebe, deren Mitarbeiter oft in Massenunterkünften mit unzureichenden hygienischen Einrichtungen untergebracht sind. Im niederländischen Groen­lo nahe der deutschen Grenze erkrankten Ende Mai mindestens 147 Menschen, 26 von ihnen wohnten in Deutschland. In einem Fleischbetrieb im niedersächsischen Dissen bei Osnabrück infizierten sich 92 osteuropäische Mitarbeiter, im nordrhein-westfälischen Coesfeld waren es 279 positive Tests bei rund 1.200 Mitarbeitern. In Birkenfeld bei Pforzheim traf es 399 Mitarbeiter einer Fleischfabrik, im schleswig-holsteinischen Bad Bramstedt 77 Arbeiter. Im bayerischen Bogen im Landkreis Straubing-Bogen infizierten sich 77 Mitarbeiter eines Geflügel-Schlachthofs.

Ähnlich gefährdet sind in Sammelunterkünften lebende Asylbewerber. In einer Flüchtlingsunterkunft in St. Augustin bei Bonn infizierten sich 166 Bewohner und 13 Mitarbeiter. In jüngster Zeit waren unter anderem Flüchtlingsunterkünfte in Mainz und Regensburg betroffen.

Religiöse Zusammenkünfte scheinen ebenfalls stark zur Verbreitung des Virus beizutragen. Mehr als 200 Menschen steckten sich Ende Mai nach dem Gottesdienst einer Baptistengemeinde in Frankfurt am Main an, bei dem ohne Mund-Nasen-Schutz gemeinsam gesungen worden war (siehe Haupttext). In Bremerhaven infizierten sich knapp 100 Mitglieder einer freikirchlichen evangelischen Pfingstgemeinde. In Göttingen stellten Mitarbeiter des Gesundheitsamts mehr als 120 Infektionen bei Personen fest, die offenbar Ende Mai gemeinsam das muslimische Fastenbrechen begangen hatten.

Der jüngste Fall geht auf einen katholischen Priester aus dem Landkreis Vorpommern-Rügen zurück, der sich infiziert hat. Weil er über die Pfingstfeiertage an vier Messen teilgenommen hatte, müssen jetzt 350 Personen in häusliche Quarantäne. Mindestens 8 haben sich angesteckt. Klaus Hillenbrand

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