Dauerbrenner Feuchtwiesen-Plan

Die Lesumwiesen sollen vernässt werden – im Ausgleich für die Zuschüttung des Überseehafens Anfang des Jahrhunderts. Eine Anwohner-Ini will das jetzt auf den letzten Drücker noch verhindern

Drei geschützte Arten hat Botaniker Jürgen Feder im Herbst auf den Lesumwiesen gefunden:

Caltha palustris, Sumpfdotterblume: im Anhang der Roten Liste

Gagea lutea, Gelber Waldstern: im Anhang der Roten Liste

Senecio paludosis, Sumpfgreiskraut: gefährdet, Rote Liste

Von Dana Ehlert

Eine neue Laichzone für Fische soll an der Lesum in den Sommermonaten diesen Jahres entstehen. Doch das gefällt nicht jeder*m. Ein Ehepaar, das in der Nähe des geplanten Biotops lebt, klagt aufgrund von eventueller Hochwassergefahren gegen die Umsetzung. Das Projekt mithilfe einer Petition abzuwenden, versucht zudem BiEnLe, die Bürgerinitiative für den Erhalt der nördlichen Lesumwiesen. Bis Februar konnten rund 2.300 Unterschriften gesammelt werden. Laut dem Vorsitzenden des Petitionsausschusses, Claas Rohmeyer (CDU), wird das Gremium kommenden Monat über das Anliegen beraten. In der vergangenen Woche hatte das Vorhaben auf der Tagesordnung der Umweltdeputation gestanden.

Für die Laichzone muss ein anderes Biotop, die Lesumwiese, zumindest teilweise weichen. Zum Bestand der Wiese hat nun der Biologe Jörn Hildebrandt eine Einschätzung abgegeben, um die Position der Bürgerinitiative zu stützen. Die basiert auf einer Erhebung des Botanikers Jürgen Feder. In Hildebrandts Stellungnahme heißt es, einzelne Tier- und Pflanzenarten wären durch die Renaturierungsmaßnahme bedroht. Weiterhin kritisiert Hildebrandt, dass keine faunistischen Erhebungen in dem Gebiet vorgenommen worden seien.

Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) sieht das anders. Zuletzt 2018 habe eine Kartierung des Gebietes stattgefunden. Dabei zeigte sich zwar, dass andere Pflanzen- und Tierarten wie Röhricht sich angesiedelt haben. Doch Schaefer betont, dass die Wasserfläche, die entstehen soll „ökologisch weit hochwertiger ist als die Allerweltswiese, die jetzt dort zu finden ist“. Ursula Pickener, Mitglied von BiEnLe, kritisiert jedoch, dass das Vorgehen zu ungenau sei: „Es wurde nur punktuell und nach einzelnen Pflanzen und Tieren gesucht.“

Die Renaturierungsmaßnahme soll einen Ausgleich für die Zuschüttung des Überseehafens vor rund 20 Jahren entstehen lassen. Schaefer hofft auf eine baldige Umsetzung – auch, weil das Projekt bereits 2011 beschlossen und bis jetzt noch nicht umgesetzt wurde: „In Bremen gibt es zu wenig renaturierte hochwertige Uferabschnitte, was die Maßnahme so wichtig macht.“ Vorab sei auch nach Alternativflächen gesucht worden. „Die ausgewählte Stelle ist aber die einzige, wo sich die Maßnahme durchführen lässt“, erklärt Schaefer, als promovierte Biologin Fachfrau. Teilbereiche werden bei der Renaturierung überschwemmt, dazwischen bleiben weiterhin Inseln bestehen. Ein Teil des Röhrichtgebietes müsse dennoch entfernt werden. Die Senatorin versichert aber, dass versucht werde, einzelne Pflanzen umzusiedeln.

Es sei wichtig, die Bedenken der Bürgerinitiative ernst zu nehmen, betont Schaefer. Dennoch weist sie daraufhin, dass die Beschlüsse demokratisch und rechtskräftig sind: „Damals gab es keine Klagen.“ „Das stimmt so nicht. Bereits 2009 gab es Widerstände gegen die Pläne. Damals waren die Besitzansprüche der Flächen aber noch nicht geklärt gewesen. Somit sei die Hoffnung gewesen, dass es im Sande verlaufen würde“, sagt Pickener.