Kommentar von Kaija Kutter über Wiederöffnung von Kita und Schule
: Für die Kinder höchste Zeit

Wird die Schulzeit halbiert, fehlt das den Kindern. Kleinere Lerngruppen erfordern Personal

Aus Sicht der Kinder ist es richtig, was Schleswig-Holstein und Bremen planen. Kinder haben ein anderes Zeitempfinden als Erwachsene. Für sie ist ein halbes Jahr eine Ewigkeit. Und so lange würde es wohl dauern, wenn erst nach den Sommerferien oder später ihre Bildungsinstitutionen wieder öffnen.

Nicht allen Kindern geht es schlecht ohne Kita und Schule. Das häusliche Lernen, die Freiheit der Zeiteinteilung, kommt bestimmt auch vielen entgegen und es wäre gut zu gucken, was sich aus der Ausnahmezeit des Frühjahrs 2020 zu bewahren lohnt für später – etwa, Elemente des Homeschoolings zu legalisieren.

Aber die Kinder leiden auch unter der Krise. Für sie ist es gut, wenn sie ihre Freunde wieder sehen, wenn noch vor den großen Ferien mit Schule und Kita wieder ein Stück Normalität eintritt. Und für die Familien ist es gut, wenn die Belastung durch das Homeschooling ein Ende hat und Eltern nicht mehr Hilfslehrer spielen müssen. Ohnehin besteht die Gefahr, dass jene Kinder, die keine „Lehrereltern“ zu Hause haben, weiter abgehängt werden. Das gilt auch für die Kitas. Es wäre schön, wenn bald alle Familien mit kleinen Kindern wieder durch sie entlastet würden.

Verständlich sind aber auch die Ängste der Beschäftigten. Hier wurde die Lehrergewerkschaft offenbar nicht vorab ausreichend eingebunden. Die Verständigung darüber, was Lehrer tun können, die zur Risikogruppe zählen, sollte im Dialog geschehen. Ein Attest vom eigenen Arzt sollte ausreichen, denn die Gefahr, dass schwarze Schafe die Situation ausnutzen, ist geringer als der Schaden einer Misstrauenskultur. Und freiwillige Coronatests sollten jederzeit angeboten werden.

Aber auch die Beschäftigten-Vertretung muss mitdenken, dass die Einschränkung, die die Kinder seit Monaten erfahren, verhältnismäßig sein sollte. Neuinfektionen gibt es kaum noch. Der geplante Weg, die Klassen zusammen zu lassen und nicht zu durchmischen, um so im Fall einer Coronainfektion den Ausbruch zu begrenzen, scheint gangbar. Die von der GEW geforderten kleinen Gruppen durch Halbierung der Präsenzzeit zwar auch, aber hier geht auf Dauer Kindern, die zu Hause kaum Hilfe haben, Lernzeit verloren. Ein Kampf für kleine Lerngruppen müsste – auch das scheint nicht unmöglich – mit einem Kampf für mehr Raum und Personal einhergehen.