Zwei Meter Abstand und duschen im Zimmer

In Italien sollen ab nächste Woche wieder die Mannschaften trainieren. Ob das klappt, ist unklar

Streitpunkt ist, wie auf positive Tests im Team reagiert werden muss

Aus Rom Michael Braun

Als am 19. Februar Atalanta Bergamo in Mailand gegen Valencia im Viertelfinale der Champions League antrat, wusste niemand, welche Gefahr von dem Spiel ausging. 45.000 Fans waren aus Bergamo angereist – aus jener Stadt, die sich nur wenige Tage später als Epizentrum der Coronapandemie in Italien und Europa entpuppen sollte.

Nach der Heimkehr der Valencianer wurden 35 Prozent der Vereinsmitarbeiter, die in Mailand gewesen waren, positiv auf das Virus getestet. Doch auch unter den Fans, so gab sich später Bergamos Bürgermeister Giorgio Gori sicher, wurde die Partie zur Virusschleuder. Gut zwei Wochen später zogen die Regierung und der Fußballverband die Notbremse. Sie legten vom 10. März an den Spielbetrieb in ganz Italien komplett still.

In jenen frühen Märztagen hatte sich auch gezeigt, dass das Virus in diversen Mannschaften angekommen war. Gleich drei Spieler, der Mannschaftsarzt, der Physiotherapeut und sieben weitere Club-Beschäftigte wurden beim AC Florenz positiv getestet, fünf Spieler bei Sampdoria Genua.

Seither geht nichts mehr in der Serie A und den anderen Spielklassen. Jetzt aber soll es wieder losgehen, so will es der Fußballverband FIGC. Individuell trainieren schon die Spieler diverser Clubs. Ab 18. Mai möchten die Vereine aber auch das Mannschaftstraining wieder aufnehmen – und von Juni an Spiele vor leeren Stadien.

Daher hat die FIGC ein Sicherheitsprotokoll erstellt, das Tests und Temperaturkontrollen für die Spieler regelt. Die Vereine sollen sich in Trainingslager begeben, wo sie abgeschottet sind, die Spieler auf den Zimmern duschen. Masseure müssen mit Handschuhen sowie Schutzmasken und Schutzbrillen arbeiten. In den ersten sieben Trainingstagen sollen die Spieler auf zwei Meter Abstand bleiben.

Doch es steht noch in den Sternen, ob am nächsten Montag der Startschuss für die Aufnahme des Trainings fällt, und ob noch in dieser Saison der reguläre Spielbetrieb wieder losgehen kann. Die „technisch-wissenschaftliche Kommission“ der Regierung schickte das FIGC-Protokoll mit der Bemerkung zurück, es sei „lückenhaft und unzureichend“. Der zentrale Streitpunkt ist, wie auf positive Tests im Team reagiert werden muss.

Der Fußballverband sieht vor, dass nur die infizierte Person isoliert wird. Die Regierungskommission verlangt in diesem Fall Quarantäne für alle Spieler und Staff-Mitglieder. Dass das Risiko konkret ist, zeigten Tests in der vergangenen Woche. Sowohl ein Spieler des FC Turin als auch drei Spieler und drei Mitarbeiter des AC Florenz waren positiv.