Kurzes Zwischen­tief

Stabiler Umsatz erwartet: Die Fahrrad-Branche leidet nur wenig unter den Corona-Einschränkungen

Die deutsche Radwirtschaft beschäftigt rund 280.000 MitarbeiterInnen. In den meisten Bundesländern mussten Fahrradhändler ab März wegen der Coronakrise ihre Läden schließen. Das war für die Branche ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Wenn im März die Fahrradsaison startet, beginnt für die Händler normalerweise die beste Zeit des Jahres, Kinderfahrräder sind der Verkaufsschlager zu Ostern.

Trotzdem ist die Branche verhalten optimistisch. Das ist das Ergebnis der Umfrage der Verbände Verbund Service und Fahrrad (VSF), des Zweirad-Industrie-Verbands und des Bundesverbands Zukunft Fahrrad. Die schnellen Hilfen des Staates waren ein wichtiger Beitrag für den Fahrradhandel, sagt VSF-Geschäftsführer Dirk Sexauer, der den Fachhandel vertritt. 60 Prozent der 199 befragten Fachhändler hätten die Soforthilfen genutzt. 40 Prozent meldeten Kurzarbeit an, 18 Prozent beantragten Kredite. Weniger als zehn Prozent der Einzelhändler hätten Personal entlassen müssen.

Nachdem die Läden wieder geöffnet wurden, haben offenbar viele KundInnen ihre Käufe nachgeholt. Angesichts dessen erwarten zwei Drittel der Fachhändler einen Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres oder darüber. Bei 54 Prozent der Befragten hatte sich der Absatz bereits wieder normalisiert.

Von den 93 befragten Herstellern und Großhändlern gab ein Viertel an, dass sich die Auftragslage bereits wieder normalisiert hat. „Weitere 45 Prozent rechnen mit einer Normalisierung ab dem dritten Quartal dieses Jahres“, sagt Siegfried Neuberger, Geschäftsführer des Zweirad-Industrie-Verbands. Rund ein Fünftel der Hersteller und Großhändler haben Soforthilfen und 16 Prozent Kredite des Staates in Anspruch genommen. Allerdings haben mehr als 60 Prozent der Befragten Kurzarbeit beantragt, 3,5 Prozent Beschäftigte entlassen.

Auch zahlreiche Dienstleister haben Kurzarbeit angemeldet und Soforthilfen in Anspruch genommen. „Corona hat die Dienstleister getroffen, weil mit dem Fahrradhandel der zentrale Vertriebskanal zur Hochsaison schließen musste“, sagt Wasilis von Rauch vom Bundesverband Zukunft Fahrrad. Auch die meisten Dienstleister erwarten für das Jahr 2020 mindestens so viel Umsatz wie 2019.

Für das Jahr 2020 hat die Branche ursprünglich auf Wachstum gesetzt. 2019 machte sie einen Umsatz von 4,2 Milliarden Euro, stolze 34 Prozent mehr als im Jahr davor. Treiber sind vor allem E-Bikes und das immer populärer werdende Dienstradleasing. Außerdem geben die KundInnen immer mehr für Räder aus. Über alle Radtypen hinweg lag der Durchschnittspreis eines Rads im vergangenen Jahr bei 982 Euro, das war rund ein Drittel mehr als 2018. Anja Krüger