„Da muss was passieren“

Berlinerinnen nähen Stoffmasken und verschenken sie gegen Spenden für griechische Flüchtlingscamps

Alina Schulenkorf

studiert Kulturwissenschaften in Berlin und ist 26 Jahre alt.

Interview Jonas Wahmkow

taz: Frau Schulenkorf, alle tragen Masken. Warum sollte ich bei Ihnen eine bestellen?

Alina Schulenkorf: Wir bieten mehr als nur Masken an. Es geht darum, sowohl durch das Maskentragen Solidarität in unser Umfeld zu kreieren, als auch Spenden nach Moria und nach Lesbos zu bringen, wo Geflüchtete zurückgelassen werden und wo ärztliche Infrastruktur benötigt wird. Deswegen – bei uns.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Plötzlich war der ganze Bildschirm voll von Corona, und so viele Dinge sind einfach medial total unter den Tisch gefallen. Darunter auch die katastrophalen Bedingungen auf Lesbos.

Auf der griechischen Insel leben allein im Moria-Camp über 20.000 Geflüchtete in einem Lager, was nur für 3.000 Menschen ausgelegt wurde. Die Zustände dort waren schon vor der Krise untragbar.

Genau. Wir haben uns gedacht, da muss was passieren. Als Corona ausgebrochen ist, hatten wir auf einmal alle viel Zeit. Josy kann nähen und hatte die Idee, Spenden zu sammeln. Wir haben dann Medical Volunteers gefunden, die NGO, mit der wir zusammenarbeiten. Dann hat sich das alles irgendwie so ergeben.

Warum haben Sie sich entschieden, die Spenden an Medical Volunteers weiterzuleiten?

Weltweit gab es die Angst, dass Gesundheitssysteme durch Corona kollabieren können. Wir dachten uns, was ist mit Menschen, die gerade gar kein Gesundheitssystem haben? Selbst Social Distancing, Quarantäne- oder Hygienemaßnahmen sind dort kaum möglich. Medical Volunteers ist eine der wenigen NGOs, die medizinische Infrastruktur bereitstellen und sich auch um Vorbeugungsmaßnahmen gegen Epidemien kümmern. Sie sind vor Ort präsent, haben eine Klinik und kümmern sich darum, dass die Leute medizinisch versorgt sind.

Wer näht die Masken?

Das machen Josy und Alex zu Hause in ihren Wohnungen. Ich nähe nicht, aber dafür mache ich das Social-Media-Zeug.

Ist dann auch ein bisschen Beschäftigungstherapie?

Ein bisschen schon, und es macht auch Spaß. Alex und ich sind eigentlich Student*innen, Josy ist Ergotherapeutin. Aber durch die Kontaktsperre ist ja auch viel flachgefallen.

Wie lief die Aktion bis jetzt?

Es lief anfangs sehr gut, bislang konnten wir über 2.500 Euro sammeln. Mittlerweile haben viele schon eine Maske, und dementsprechend ist dann auch der Andrang etwas abgeflaut. Aber es geht ja nicht nur darum, Masken zu haben – von denen man eigentlich ja auch nicht genug haben kann –, sondern eben darum zu spenden.