Keine Geste, keine Debatte

Das Gedenken an den 8. Mai 1945 findet nur im kleinen Kreis statt

Das Gedenken an den 8. Mai 1945 findet in Berlin nur auf Sparflamme statt. Eine geplante größere Veranstaltung vor dem Reichstag wurde wegen Corona abgesagt. Nun wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag im kleinen Kreis an der Neuen Wache in Berlin eine Rede halten. Der Bundestag wird sich am Donnerstag nicht mit dem 75. Jahrestag des Sieges über das NS-Regime befassen.

Für Jan Korte, parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion, ist das enttäuschend. Er hatte eine 90-minütige Debatte im Bundestag angeregt – „als kleines symbolisches Zeichen, dass das Parlament der Bedeutung des Ereignisses versucht gerecht zu werden“. Doch der Versuch, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen, scheiterten am Widerstand der anderen Fraktionen. Die Tagesordnung sei ohnehin übervoll, so das Argument. Aus SPD-Kreisen hieß es, man wolle Steinmeier keine Konkurrenz machen – dessen Auftritt ist allerdings am Freitag. Auch der Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst, Jörg Morré, hat das offizielle Gedenken an das Ende des Zweiten Weltkrieges kritisiert. „Ich vermisse von der Bundesregierung eine große Geste in die Welt“, sagte Morré in Berlin. „Das Kriegsende vor 75 Jahren ist in vielen Ländern, nicht nur in der Russischen Föderation und in Polen, ein wichtiges Ereignis.“ (SR)