Wunderwelt der Gartenaccessoires: Dekostein namens Harald

Wundervolle Gartenaccessoires lassen sich bestellen: von der Mikro-Kamera über den „Bewegungsmelder Frosch“ bis zum „Schlüsselversteck Igel“.

Ein Gartenzwerg steht in einer Kleingartenanalage

Man kann an keinem Gartenzwerg mehr vorbeigehen, ohne sich beobachtet oder belauscht zu fühlen Foto: dpa

Momentan sitzt ganz Deutschland wetter- und coronabedingt im Garten. Und obschon ich leidenschaftliche Städterin bin, einen schwarzen Daumen und einen chronischen Bandscheibenvorfall habe und es für mich kaum eine schlimmere Vorstellung gibt, als den Serienkonsum zugunsten vom Im-Dreck-Knien und Unkrautrupfen zu vernachlässigen, träume sogar ich mir zuweilen einen. Allein wegen der wundervollen Gartenaccessoires, die man dann bei Versandhäusern wie „Die praktische Hausfrau“ bestellen könnte.

Einiges des Gartenzubehörs scheint mir allerdings nicht viel naturfreundlicher, als ich es bin: „Spinnen-Schreck“ verursacht Spinnen Herzinfarkte, „Ameisen-Stopp“ macht den Tieren einen Strich durch die Rechnung beziehungsweise durch ihre mühsam gebaute Straße, die „Marder-Abwehr für die Steckdose“ lässt einen zum Mardermörder werden, und welche Massaker der „Moskito-Killer“ anrichtet, möchte ich mir gar nicht ausmalen.

Der „Bewegungsmelder Frosch“ dagegen ist ein „idealer Helfer zur gezielten Überwachung im Innen- und Außenbereich“, denn falls nachts ein Dieb durch meinen Garten schleicht, nimmt der angesichts des „Quak-Quak!“ garantiert sofort die Beine in die Hand. Welcher echte Gangster will sich schon mit einem Frosch anlegen? Zumal das ja auch der berüchtigte „Frosch mit der Maske“ sein könnte.

Gartenbesitzer*innen scheinen eh kollektiv zu befürchten, dass man ihnen die Marder-Abwehr oder den „Solar-Papagei Fred“ mopst: Gleich hinter den appgesteuerten Bewässerungssystemen, mit denen man vom Handy aus entscheiden kann, ob erst die Gurken oder erst diese anderen grünen Dinger beregnet werden, und dem Luftkissen-Rasenmäher, von dem ich nicht verstehe, wie er Gras abschneidet, wenn er doch drüberschwebt, kommen in den Versandhauskatalogen seitenlange Vorschläge, um sich und die Umgebung lückenlos zu überwachen.

Seidenbluse mit integrierten Kameras

Mein Lieblingsprodukt ist die Mikrokamera „Knopf“. Man kann sie mit verschiedenen Knopfaufsätzen versehen, und ich habe mir überlegt, acht Stück für die Knopfleiste meiner violetten Seidenbluse zu kaufen, und damit einen hübschen Experimentalfilm zu produzieren.

Das „induktive Mini-Spy-Headset“ mit Mini-Ohrstecker und verstecktem Mikro, mit dem man unsichtbar telefonieren kann, liegt auch schon im Warenkorb. Es sei besonders geeignet für „Flirt-Tipps beim ersten Date“, behauptet der Katalog, und die wollte ich immer schon mal jemandem geben. Ich kann nur hoffen, dass sich der Flirter nicht an meine Stimme im Ohr gewöhnt und ich auch die folgenden Dates gestalten muss. Das fliegt ja garantiert irgendwann auf. Spätestens wenn ich während des Tippsgebens die Kinder anschreie.

Persönlich sehe ich das mit dem Überwachen eh kritisch. Ich werde darum vorsichtshalber den „Spycam-Detektor“ bestellen, mit dem man versteckte Kameras aufspüren kann. Denn wenn jemand anders besagten „Knopf“ trägt, ohne mir Bescheid zu sagen, gibt’s Ärger.

Dann haue ich ihm den „Dekostein Harald“ um die Ohren oder verprügele ihn mit dem „Windspiel Froschkönig“. Und danach muss er innerhalb von drei Minuten die App vom Staubsaugroboter so programmieren, dass der den gesamten, verschlungenen Gartenweg saugt. Ohne dabei auch nur ein einziges Mal am „Schlüsselversteck Igel“ anzustoßen.

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