wie machen sie das?
: Der (Distanz-)DJ

Lorenzo Hettler, 24, legt als DJ Lorenza Laserstein auf – zuletzt beim „Drunter & Drüber Online-Festival“. Während der Coronakrise können Auftritte sämtlicher DJs nur per Livestream stattfinden.

taz am wochenende: Herr Hettler, Sie legen als DJ auf. In der Coronakrise geht das nur ohne Publikum. Wie machen Sie das?

Lorenzo Hettler: Meine Vorbereitung ist im Kern die gleiche: Ich höre davor viel Musik und mache mir Gedanken über mein Set. Ich überlege, wie die Stimmung sein könnte und welche Tracks ich spielen möchte. So komme ich in Laune, und es stellt sich das obligatorische Lampenfieber ein, das ich eigentlich immer habe – auch vor dem Auftritt im Livestream.

Also gar kein Unterschied zu einem normalen Auftritt?

Doch, natürlich. Am stärksten merke ich das, weil das Feedback fehlt: Wenn man vor einer Crowd auflegt, bekommt man direkt Rückmeldungen auf die Songs, die man spielt. Die Menschen kommen auf die Tanzfläche oder verlassen sie. Sie freuen sich vielleicht und fangen an zu tanzen, oder sie hören damit auf. Dieses ­Feedback hatte ich im Livestream gar nicht, weil nur eine einzige Person vor mir stand, die sich um die ­Technik gekümmert hat. Das war anfangs etwas seltsam. Andererseits hat sich so eine Stimmung eingestellt, in der es mir eher egal war, was ich für Feedback bekomme. Ich habe einfach mein Ding gemacht.

Wie bringen Sie sich vor einem Gig in Stimmung?

Generell lege ich nur nüchtern auf. Ich kann so besser umsetzen, was ich möchte, und auch die Stimmung im Publikum besser wahrnehmen, als wenn ich im Rauschzustand bin. Da diese Stimmung im Livestream aber fehlt, versuche ich da einfach, Spaß zu haben. Dabei hat es mir geholfen, Musik zu spielen, auf die ich wirklich Lust hatte, und ich bin auch etwas experimentierfreudiger als sonst geworden. So bin ich in Stimmung gekommen und habe auch für mich selbst getanzt.

Funktioniert ein Liveset auch ohne Publikum?

Der Kontext ist ein anderer. Im Club sind Menschen, die einfach Spaß haben wollen. Die viel trinken, vielleicht noch andere Sachen nehmen und vor allem tanzen wollen. Das ist ein großer Unterschied zu einem Livestream, bei dem sich die meisten im gemütlichen Zuhausesetting ­befinden.

Wie feiert man angemessen zu Hause?

Ich denke, da kann jede*r machen, was man will. Auch das Feedback, das ich bekommen habe, zeugt davon: Es gab sowohl Leute, die mit ihren Mitbewohner*innen zusammen im Wohnzimmer gestreamt und das wie eine Clubnacht behandelt haben, als auch Freunde, die sich das Set einfach entspannt angehört haben. Ich glaube, da gibt es eine sehr große Bandbreite.

Interview: Felix Lorber