Ausbruch in Pflegeheim

Zwölf Bewohner*innen eines Heims für Demenzerkrankte sind infiziert

Von Eiken Bruhn

Komplett unter Quarantäne steht ein Pflegeheim für Demenzerkrankte in Bremen Osterholz, wie Sozialsenatorin Anja Stahmann (Die Grünen) am Freitag mitteilte. Nach Informationen der taz handelt es sich um die Einrichtung „Haus Holter Fleet“ der Alloheim-Kette, nach eigenen Angaben einer der drei größten privaten Anbieter von Altenheimen in Deutschland.

Zwölf Bewohner*innen sowie ein Mitarbeiter seien bisher positiv auf das Coronavirus getestet worden, teilte die Sozialsenatorin in einer Pressemitteilung mit, weitere Ergebnisse stünden aus. „Es wird eine hohe Anzahl an Folgefällen erwartet.“ Das Heim hat nach Angaben des Sprechers der Senatorin etwa 70 Bewohner*innen, sie alle würden getestet, ebenso sämtliche Mitarbeiter*innen.

Versäumnisse bei der Hygiene

Stahmann erhebt schwere Vorwürfe gegen die Heimleitung. Diese habe Hygiene- und Abstandsgebote wissentlich verletzt, heißt es in ihrer Pressemitteilung. Zudem sei der erste Coronafall am 1. Mai festgestellt, aber erst am 4. Mai den Behörden gemeldet worden. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit, ob die Versäumnisse so gravierend sind, dass ein Strafverfahren eingeleitet werden muss.

Missachtet habe die Heimleitung unter anderem die Empfehlung des Gesundheitsamtes, Mitarbeiter*innen nur in abgegrenzten Wohnbereichen einzusetzen. Zudem hätten sich die Bewohner*innen im ganzen Haus und im Garten aufgehalten. „Die Infektionskette kann daher nur schwer nachvollzogen werden.“

Schon anderswo gab es Vorwürfe gegen die Pflegeheimkette

Am Donnerstag hätten zwei Ärzte das Heim besucht. „Sie hatten einen extrem schlechten Eindruck von der hygienischen Situation in der Einrichtung, teilweise auch vom Zustand der Bewohner“, soll es in einer Anordnung der Heimaufsicht heißen. Und: „Die bisher erfolgten Personalschulungen zur Basishygiene waren nicht wirkungsvoll.“ Desinfektionsmöglichkeiten seien nicht vorhanden, Schutzmaterial werde „nicht sachgerecht“ eingesetzt.

Auch in einem anderen Fall hatte eine Aufsichtsbehörde schwere Vorwürfe gegen die Alloheim-Kette erhoben. Der Landkreis Osnabrück bescheinigte der Leitung eines Heims in Bramsche unzureichende Hygienestandards (taz berichtete). Laut einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung waren Ende April 22 Bewohner*innen an Corona gestorben, 114 sollen sich infiziert haben.