„Mit wenigen Ressourcen“

Vortrag: Öko-Projekte in Chinas Landwirtschaft

■ 56, hat Sinologie, Volkskunde, Mongolistik und Musikethnologie studiert. Er arbeitet in China und an der Hamburger Wirtschaftsakademie.

taz: Herr Boesken, warum bilden Sie in China Schweinewirte aus?

Gerd Boesken: Wir wollen ökologische Aspekte umsetzen. Das bedeutet, die Gülle nicht einfach auf Landflächen zu schütten, sondern eine Biogasanlage zu installieren. Besseres Futter für die Schweine, weniger Antibiotikum. Das schont die Landschaft und verbessert gleichzeitig die Fleischqualität.

Besteht in China überhaupt Interesse an Umweltschutz?

Ja, es gibt eine traditionelle Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Seit Jahrtausenden müssen in einer Agrargesellschaft wie China mit wenigen Ressourcen viele Münder gestopft werden. Man hat mehr als anderswo gelernt, Fruchtwechsel in den Anbau einzubeziehen und Ressourcen sparsam zu verwenden. Auch beim Kochen: Hier landet ein dicker Klops Fleisch auf dem Tisch, in China gibt es nur geringe Mengen in feinen Streifen.

Warum hinkt China beim Thema Naturschutz trotzdem hinterher?

Wir haben hierzulande aktive NGOs und Bürgerbewegungen. Deren Arbeit und aufgedeckte Lebensmittelskandale haben zu einem Umdenken geführt. So weit ist man in China sicherlich noch nicht. Unsere Projekte dort sind anders gelagert – wir erklären den Privatunternehmern erst die ökonomischen Vorteile, dann die ökologischen.

Und die chinesische Regierung tut nichts?

Doch, Luft und Wasserreinhaltung haben hohe Priorität. Ob in vielen Fällen nicht doch wirtschaftliche Interessen verhindern, dass Umweltschutz gemacht wird, ist die große Frage. An vielen Orten sind die Belastungen enorm. INTERVIEW: CBÖ

Vortragsveranstaltung „Mit deutschen Schweinen chinesische Mäuse machen“: 18 Uhr, Handelskammer, Adolphsplatz 1