Ursache des Meisensterbens gefunden: Es ist ein Bakterium

Seit Wochen bereitet eine neue Krankheit Vogelfreunden Sorgen. Forscher*innen wissen nun, welcher Erreger das Blaumeisensterben verursacht.

Eine Blaumeise auf einem blühenden Ast.

Wird von Suttonella ornithocola verfolgt: Blaumeise auf blühendem Weißdornast Foto: Friedhelm Adam/Imago Images

Der Erreger des ominösen Meisensterbens ist identifiziert: Wie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) am Mittwoch bekanntgab, handelt es sich um das Bakterium Suttonella ornithocola. Es verursacht bei den Vögeln Lungenentzündungen. Seit Anfang März werden in zahlreichen Regionen Deutschlands auffallend viele Blaumeisen beobachtet, die entsprechende Symp­tome zeigen und sterben.

Das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat nun bei Tieren aus den Landkreisen Ammerland und Diep­holz das Bakterium festgestellt. Fast gleichzeitig wurde aus dem Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe bekannt, dass bei vier untersuchten Tieren aus dem Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen derselbe Erreger gefunden wurde.

Suttonella ornithocola tötet fast ausschließlich Meisen, vor allem die kleinen Arten, von denen die Blaumeise am häufigsten in deutschen Gärten vorkommt“, sagt Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Vermutlich seien auch Tannen-, Hauben-, Sumpf-, Weiden- und manchmal auch Kohlmeisen betroffen.

Das Ausmaß ist beachtlich: Bis zum zum 21. April wurden dem Nabu innerhalb von nur 12 Tagen 13.800 Fälle gemeldet, die etwa 26.000 Vögel betreffen. Zwar sei es normal, dass Vögel zu jeder Zeit im Rahmen der natürlichen Mortalität sterben, erklärt Nabu-Ornithologe Lars Lachmann. Es könne auch sein, dass die erhöhte Aufmerksamkeit zu Meldungen von aus anderen Gründen verendeten Vögeln führt. „Aber den Großteil der aktuellen Fälle führen wir auf das Bakterium zurück“, so Lachmann.

Europaweite Seuche

Es wurde erst 1996 in Großbritannien entdeckt, 2018 wurde Suttonella ornithocola erstmals in Deutschland nachgewiesen. „Das massenhafte überregionale Auftreten in diesem Jahr ist für diesen Erreger neu. Außer Deutschland sind mindestens auch Luxemburg und Belgien betroffen“, sagte Miller.

Der Erreger sei für Menschen und Haustiere ungefährlich, beim Umgang mit toten Vögeln rät der Nabu dennoch zu Vorsicht. Um Ausmaß, räumliche Verbreitung und Verlauf der Epidemie ermitteln zu können, bittet der Naturschutzbund weiter darum, kranke und tote Vögel zu melden.

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