Straßenbäume schon jetzt durstig: Das Gießkannenprinzip

Frühling viel zu trocken, Bäume leiden: Dabei ist das Grün wichtiger denn je in Zeiten von Corona – und Klimawandel. Das hat auch der Senat erkannt.

Eine orange farbene Gießkanne hängt mit einem Zahlenschloss an einem Baum – natürlich nicht in Berlin, sondern in Nürnberg

Eine Gießkanne mit einem Zahlenschloss am Baum – natürlich nicht in Berlin, sondern in Nürnberg Foto: picture alliance / dpa

BERLIN taz | Frühling vorm Balkon: Die Bäume rings um mein Haus sind auf einmal grün. Ein paar Tage Sonnenschein haben gereicht, um die Natur so richtig wach zu küssen. Nur der Baum direkt vor meinem Balkon, größer und älter als die anderen, öffnet gerade erst die dicken Knospen. Das macht er eigentlich immer erst Mitte Mai. So früh wie diesmal war er noch nie dran. Von wegen Klimawandel: Ich kann den mit eigenen Augen sehen.

Leider habe ich bisher nicht herausgefunden, was das für ein Baum ist. Er taucht auch nicht auf der Bestandsliste der Straßenbäume auf, die die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz veröffentlicht hat. Darin sind 16 Gattungen aufgelistet, das sind 96 Prozent aller Straßenbäume. Insgesamt aber stünden an den Berliner Straßen über 50 verschiedene Baumgattungen – am häufigsten kommen Linde, Ahorn, Eiche, Platane und Kastanie vor; sie machen rund 75 Prozent des Straßenbaumbestands – immerhin rund 431.000 – aus.

Allen Bäumen gemein ist, dass sie zu kämpfen haben. Und das seit Jahren, und es wird immer schlimmer. Denn dieses Frühjahr ist bislang viel, viel, viel zu trocken. In Berlin (wie in Brandenburg und weiten Teilen im Osten Deutschlands) regnet es zu selten. Da hat auch der regenreiche Winter nichts geholfen. Wer jetzt durch Parks und über die Friedhöfe spaziert, sieht ja die Schäden: überall tote Bäume, die dieses Jahr nicht mehr ausgeschlagen haben. Die Flora leidet.

Grün gilt als systemrelevant

Das hat auch die Politik erkannt, und bei den Senatsberatungen am Dienstag standen neben Lockerungen der Coronamaßnahmen und der Maskenpflicht die Charta Stadtgrün und der Kleingartenentwicklungsplan 2030 auf der Agenda. Siehe da: Grün gilt als systemrelevant!

Die grünen Fraktionsvorsitzenden Antje Kapek und Silke Gebel ließen ihrer Freude darüber freien Lauf: „Wie wichtig die Parks und Kleingärten für die Berlinerinnen und Berliner sind, zeigt sich in der Coronakrise noch deutlicher als sonst. Aber die Trockenheit der vergangenen Wochen und der hohe Nutzungsdruck mahnen uns auch, dass wir unser wertvolles Grün besser schützen, pflegen und vermehren müssen.“

Deshalb begrüßen die beiden, dass sich der Senat jetzt verpflichtet, das urbane Grün langfristig zu sichern, mehr Ressourcen in die Pflege zu stecken und es in der Stadtentwicklung stets mitzuplanen. Wir werden sehen.

Im Prinzip ist es aber derzeit ganz einfach. Man muss den Straßenbaum vor der Haustür selbst gießen. Das geht mit einem Eimer, wenn keine Gießkanne zur Hand ist. Nachbarn und Passanten, vor allem Kinder (und auch Hunde) dürfte das freuen. Linde, Kastanie & Co ebenso.

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