corona in hamburg
: „Einige werden nicht durchhalten“

Foto: privat

Nils Finger48, organisiert als Geschäfts­führer von Marktkultur Hamburg Märkte und Veranstaltungen.

Interview Michelle Bauermeister

taz: Herr Finger, stehen Flohmärkte aktuell vor dem Aus?

Nils Finger: Einige sicherlich. Momentan haben wir ein Quasi-Verbot – und das genau zu Beginn der Saison. Wir stehen mit Flohmarktveranstalter*innen in Kontakt. Die Situation ist kritisch. Bestimmt werden einige nicht bis Ende August durchhalten.

Seit 20 Jahren findet jeden Samstag die „Floh-Schanze“ statt. Wie füllen Sie die Lücke?

Gar nicht. Alle Flohmarktveranstalter*innen erwirtschaften im Sommer das finanzielle Polster für den nächsten Winter. Das fehlt natürlich dieses Jahr. Wir haben seit März ein Veranstaltungsverbot. Die Corona-Hilfe ist nicht ausreichend, wenn man die Lage über einen Zeitraum von sechs Monaten betrachtet.

Was bedeuten die Ausfälle für Händler*innen?

Die Händler*innen kratzen momentan jeden Cent zusammen und versuchen möglichst lange durchzuhalten. Den Veranstalter*innen geht es nicht anders. Um Liquidität aufzubauen, verkaufen wir Gutscheine für Veranstaltungen Ende des Jahres. Gerade für die Veranstaltungsbranche wird die Politik nachbessern müssen.

Der Frühjahrsputz steht vor der Tür. Wohin mit den Dingen, die man nicht mehr braucht?

Es rufen bei uns immer wieder Leute an, die genau das Problem haben. Vor der Coronakrise haben sie ihren Dachboden oder Keller ausgeräumt. Jetzt möchten sie gerne verkaufen, aber dürfen nicht.

Werden dieses Jahr überhaupt Flohmärkte stattfinden können?

Laut derzeitigem Stand dürfen wir bis zum 31. August keine Flohmärkte veranstalten. Sicherlich geben die Bundesregierung und die Ministerpräsidenten noch einmal eine neue Bewertung der Situation ab. Möglicherweise dürfen wir dieses Jahr gar keine Flohmärkte veranstalten. Im Moment kann das niemand sagen. Wir haben versucht Veranstaltungen, die jetzt nicht stattfinden können, auf einen anderen Termin zu verlegen.

Und unter welchen Bedingungen?

Der Informationsstand der Behörden ist sehr niedrig. Sie entnehmen ihre Informationen den Allgemeinverfügungen und Verordnungen. Ich denke, mit Flohmärkten ist es ähnlich wie mit Wochenmärkten: Abstandsregeln von 1,50 Meter und Maskenpflicht. Es gibt keine großen Unterschiede zwischen Flohmarkt und Wochenmarkt im Hinblick auf Besucherfrequenz und -verhalten.