Corona und Wochenende in Berlin: Alle auf Abstand

Ob es jetzt an der neuen Bußgeldverordnung lag oder nicht: Am Wochenende hatte die Polizei Corona-bedingt wenig zu tun. Krass artig, die Berliner!

Leer, leerer, Mauerpark am Sonntag Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa

BERLIN taz | Nach einer Woche kam die erlösende SMS: „Im Garten ist genug Platz zum Abstand halten, also kommt gerne!“ Unsere Freundin mit großem Garten, in dem wir seit fünf Jahren mitgärtnern, hatte zwischenzeitlich Bedenken geäußert, dass wir uns beim Radieschen aussäen zu nahe kommen könnten. Doch diese Angst hat sich zwischenzeitlich gelegt. Man gewöhnt sich eben an alles, war der Befund. Auch an Abstand halten im Alltag – unter Freunden, zu Nachbarn und Fremden sowieso. Und eben in der Kleingartensiedlung.

Privilegiert sind die Berliner, die auf ihr kleines Grundstück der häuslichen Enge entfliehen können. Wir wissen das in diesen Zeiten um so mehr zu schätzen. Gerade an so einem sonnigen Wochenende wie dem vergangenen. Rund 71.000 Kleingärten soll es in Berlin laut Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz geben – sie gelten als „wesentlicher Bestandteil des Stadtgrüns“. Keine vergleichbare Metropole – schönen Gruß nach Rom, Madrid, Paris und Warschau! – verfügt laut Senat über eine solch große Zahl an privat nutzbaren Gärten im unmittelbaren Einzugsbereich der Innenstadt.

Und das Gute, neben viel Bewegung an der frischen Luft und ein bisschen Selbstversorgung, an so einem eingezäunten Gartengrundstück ist: Es kann dir dort niemand sonst begegnen. Ansteckungsgefahr: gleich Null.

So viele Menschen!

Wegen Verstößen gegen die Corona-Auflagen hat die Berliner Polizei von Freitagabend bis Sonntagabend 234 Bußgelder verhängt. Etwa 2.400 Personen wurden angesprochen und überprüft, sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik am Montag in einem Interview mit dem Inforadio des RBB.

In den Nachmittagsstunden am Wochenende waren Orte wie das Tempelhofer Feld und der Britzer Garten gut besucht. Beide Anlagen mussten laut Slowik aber nicht geschlossen werden. Die Menschen hätten sich weitgehend an die geltenden Regeln gehalten.

Für die Osterfeiertage sollten Spaziergänge eher in die Innenstadt verlegt werden. „Dort ist mit mehr Abstand und mehr Luft zu rechnen, als vielleicht in manchem Park in der Stadt“, rät Slowik. Personell habe die Polizei derzeit keinerlei Schwierigkeiten. (dpa)

Im Rest der Stadt konnten einem sehr viele Berliner begegnen, nicht nur in den Parks. Die Frankfurter Allee in Friedrichshain am Samstag zum Beispiel sah quasi aus wie immer, also wie in vor Corona-Zeiten – so viele Menschen! Wer sonst die Friedrichshainer Nebenstraßen nutzt, um all zu vielen Menschen bewusst aus dem Wege zu gehen, hätte hier schon mal leicht in Panik geraten können. Aber nur auf den ersten Blick. Denn praktisch alle einzelnen Personen und auch die Pärchen oder Kleinfamilien hielten den Sicherheitsabstand ein. Krass, für Berliner Verhältnisse!

Gleiches Bild am Sonntag in Niederschönhausen, da, wo unser Garten liegt, sozusagen kurz vor dem Ende der Stadt. Im Sekundentakt fahren Menschen auf Fahrrädern vorbei, mal einzeln, aber ganz oft in Familienstärke. Die einen treten flott in die Pedalen, den anderen sieht man das „Sonntagsfahren“ an. Aber egal. Was auffällt: auch hier halten sich alle an die Abstandsregeln. Das ist doch echt mal eine gute Nachricht.

Und auf dem Friedhof gleich um die Ecke (der Namen wird jetzt nicht verraten, sonst wird er überrannt), ist kein Mensch zu sehen. Nur am Ende eines langes Weges brummt es richtig. Da stehen viele Bienenkörbe und die Bienen sind fleißig unterwegs. Sie müssen sich nicht an die Abstandsregeln halten.

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