12 Schüsse auf den Ninja vom Times Square

USA Aus nächster Nähe erschießt New Yorks Polizei einen offenbar geistig verwirrten Mann

BERLIN taz | New Yorker Polizisten haben in unmittelbarer Nähe des Times Square am Samstagnachmittag einen offenbar verwirrten 51-jährigen Mann erschossen, der zuvor mit einem Messer in der Hand hin und her gelaufen war. Zwölf Schüsse gaben die Polizisten auf den 51-jährigen Darrius H. Kennedy ab, allesamt aus einer Entfernung von weniger als drei Metern. Siebenmal wurde er getroffen. 40 Minuten später starb er im Krankenhaus. Familienangehörige erheben gegenüber gegenüber US-Medien schwere Vorwürfe gegen die Polizei: „Das waren zu viele Kugeln“, sagt seine Cousine Kathy Johnson, „Sie hätten einen Warnschuss abgeben können, in den Arm oder ins Bein oder so etwas.“ Auch einige Augenzeugen beschreiben den Schusswaffeneinsatz als nicht gerechtfertigt.

Kennedy, der Mann mit den Rastalocken, war auf dem Times Square kein Unbekannter: Händler identifizierten ihn als jemanden, der dort stets als Ninja verkleidet einige Tricks vorführte und die Touristen um Geld bat. Am Samstagnachmittag soll er in der Nähe eines U-Bahn-Eingangs einen Joint geraucht haben. Als ihn daraufhin Polizisten ansprachen, um ihn festzunehmen, habe er sich ein blaues Stirnband umgebunden und ein langes Küchenmesser aus der Tasche gezogen. In diesem Moment, so berichten Augenzeugen, habe die Polizei ihre Waffen gezogen. Es begann eine rund vierminütige Jagd mitten auf der Straße, zu der immer mehr Polizisten hinzustießen, zu Fuß und im Auto. Auf Handyvideos, die von vielen Passanten aufgenommen wurden, sieht man den Mann mit dem Messer in der Hand auf und ab hüpfen, die Polizei stets mit gezückter Waffe hinter ihm her. Als die Polizisten Kennedy schließlich in einem Hauseingang stellten, habe der noch immer nicht auf die Aufforderung reagiert, das Messer wegzuwerfen, sondern sich stattdessen auf die Polizisten zubewegt, die daraufhin das Feuer eröffnet hätten, so die Darstellung der Polizei. Auch Polizeichef Ray Kelly und Bürgermeister Michael Bloomberg rechtfertigen die tödlichen Schüsse mit der von Kennedy ausgehenden Gefahr.

Auf den bislang im Netz veröffentlichten Handyvideos sind die Schüsse nur zu hören, nicht zu sehen. PKT