das ding, das kommt
: Gemischte Gefühlsdinge

Teddys wie dieser dürften zu den häufigsten Dingen gehören, die bei Menschen Heimatgefühle auslösen. Solche Heimatdinge sucht das Bremerhavener Auswandererhaus noch bis Mai Foto: Deutsches Auswandererhaus Bremerhaven

Bei einigen, so liest man es wieder öfter, löst der Duft einer Bio-Bratwurst eine starke Emotion aus, die sie „Heimatgefühl“ nennen. Was das wiederum sein soll, das bekommt man nicht so genau in den Griff. Ganz anders als etwa beim Heimweh, zu dem Psycholog:innen und Psychosomatiker:innen jede Menge eingefallen ist, winken Wissenschaftler:innen beim Heimatgefühl meist ab. Mit dem Verstand sei das gar nicht zu begreifen. So hat es der Germanist Peter Blickle erlebt, Autor der vor 18 Jahren zumindest in den USA viel beachteten Studie „Heimat – A critical theory of the German idea of homeland“.

Ein paar Versuche gibt es dennoch: Dass es keinen echten Begriff von ihnen gibt, aber jede:r lauter kleine Heimatgefühle im Herzen berge, führen viele darauf zurück, dass Heimat und Kindheit – als zwei ganz und gar paradoxe, gefühlsambivalente Angelegenheiten – sich unauflöslich verknüpfen. Ein Versuch sei Heimat selbst, formuliert der Philosoph Christoph Türcke, die Kindheit „verwandelnd“ einzuholen: eine immer ganz gegenwärtige Rückkehr in eine mythische andere Zeit, an einen mythischen anderen Ort.

Vor diesem Hintergrund fragt das Bremerhavener Auswandererhaus nun, ob man so etwas ungreifbar Erscheinendes wie die „Heimat“ einfach als Ding in die Tasche stecken und immer bei sich tragen kann – als Auslöser für Erinnerungen an Vergangenes und Verlassenes. Von Auswanderer:in­nen hat man solche Dinge dort zuhauf, etwa diesen Teddy rechts, das einzige Objekt, das der in die USA ausgewanderten Sabine Schastok aus ihrer Kindheit im heute polnischen Oberschlesien geblieben ist. Ein Anker für all die ambivalenten Kindheitserinnerungen.

Aber ausgewandert sein muss man gar nicht, nicht mal aus einer anderen Region stammen, wenn man bei der Heimatdingsuche des Auswandererhauses mitmachen möchte. Noch bis zum 5. Mai dürfen alle ihr ganz persönliches Heimatobjekt einsenden – oder einfach ein Bild mit dem Hashtag #heimatobjekt irgendwo posten. Robert Matthies

„Heimat: (m)ein Objekt“: Infos und Formular zur Heimatobjekt-Einsendung unter dah-bremerhaven.de/heimat-umfrage