Alke Wierth näht Masken, bisher noch ganz ironisch, aber nicht mehr lange
: Gummiband ist das neue Klopapier

Haben Sie es schon bemerkt? Gummiband ist das neue Klopapier: überall ausverkauft. Das liegt daran, dass jetzt alle Welt Masken näht. Da braucht man Gummibänder zur Befestigung der Dinger am Kopf beziehungsweise den Ohren. Man kann auch festes Band nehmen und Schleifen binden, aber das sitzt nicht so gut.

Woher ich das weiß? Na ja, es wimmelt ja nur so von Nähanleitungen für Atemmasken, Behelfsmasken, oder wie immer man die Dinger nennen will: als Videotutorials auf YouTube und Zeitungswebseiten, als Step-by-step-Fotoanleitung in gedruckten Medien, selbst Behörden veröffentlichen Schnittmuster, und auch die taz hatte schon eins in der Wochenendzeitung – eines, das man ganz besonders klimaschonend, weil stromsparend auch mit der Hand nähen kann.

Und ich gebe es gern zu: Ich nähe auch Masken. Natürlich nur ironisch, einfach weil mir das Nähen Spaß macht, ich trage diese Masken selbst nicht. Jedenfalls noch nicht. Denn ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis ich sie tragen werde.

Das merke ich daran, dass erstens mein Umfeld mir diese von mir selbst gefertigten Mundschutze ganz unironisch aus der Hand reißt – das nur im übertragenen Sinne, versteht sich! Tatsächlich lege ich sie auf einen Tisch und entferne mich zwei Meter, damit ein*e Freund*in sie sich ansehen kann.

180-Grad-Umschwung

Zweitens bin ich einfach ziemlich langsam im Umdenken (störrisch trifft es vielleicht besser).

Deshalb brauche ich ein bisschen länger, bis ich den von Corona-ExpertInnen innerhalb weniger Tage vollzogenen 180-Grad-Umschwung von „Mundmaske hilft gar nichts, ist totaler Quatsch“ über „Tolle Sache, sollten wir unbedingt alle tragen“ bis zu „Wer keine trägt, gefährdet andere und ist unsolidarisch!“ nachvollziehen kann.

So lange beglücke ich also andere mit den Produkten meiner in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich schon fast vergessenen und deshalb ziemlich eingerosteten Nähkenntnisse. Eigentlich habe ich das Maskennähen ja nur angefangen, weil sich damit so eine gute Gelegenheit bot, diese alte Leidenschaft wiederzubeleben.

Das gemütliche Rattern der Nähmaschine übertönt dabei den aufgeregten Lärm der Expertengespräche in den scheinbar niemals enden wollenden „Corona spezial“-Sendungen im TV, das im Hintergrund stets läuft – ein angenehmer Nebeneffekt des Nähens. Die Wörter „Mundschutz“ und „wichtig“ dringen manchmal zu mir durch: Ich lasse sie wirken. Bis das dann auch bei mir wirklich ankommt, werden meine Masken richtig gut sein. Und vielleicht gibt es dann ja auch wieder Gummiband.