Blutbad in Nigeria und Tschad: Boko Haram schlägt zu

Die islamistische Terrorgruppe tötet über 160 Soldaten bei Angriffen in Nigeria und Tschad. Die Länder sind eigentlich von Corona abgelenkt.

Kinder ziehen ein Boot im vermüllten Wasser

Keine Chance auf Abstand: Lebensbedingungen in den Slums von Lagos Foto: Sunday Alamba/ap

BERLIN taz | Im Windschatten der Corona-Krise hat die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria und Tschad ihre blutigste Angriffsserie seit Jahren durchgeführt. Am Montag starben mindestens 162 Soldaten bei Angriffen in Nigeria und Tschad rund um den Tschadsee.

Tschads Präsident Idriss Déby, der am Dienstag zum Ort des Geschehens eilte und zur Koordinierung der Gegenschläge dableiben will, sprach vom schwersten Angriff auf Tschads Armee in seiner 30jährigen Amtszeit. Lokalen Berichten zufolge umringten islamistische Kämpfer am Montag im Morgengrauen die Militärbasis Bohoma auf einer Halbinsel am Seeufer und verwickelten die Soldaten sowie angeeilte Verstäkrung in stundenlange schwere Kämpfe.

Die Bilanz von 92 Toten und 47 Verletzten gilt als vorläufig. Die Kämpfe endeten erst mit dem Rückzug der Boko-Haram-Einheit auf Dutzenden erbeuteten Militärfahrzeugen.

Déby lobte der Internetzeitung Alwihda zufolge die Moral seiner Soldaten, weil sie kämpften statt die Flucht zu ergreifen – es hätte allerdings auch keine Fluchtwege gegeben. Tschads Armee gilt als eine der stärksten der Region und hat in Nigeria und Kamerun gegen Boko Haram eingegrifdfen.

Der Angriff in Nigeria traf eine Militärkolonne, die aus einer Basis in Seenähe in einen von Boko Haram bewohnten Wald unterwegs war. Die Angreifer beschossen die Kolonne von hinten und trafen die mitgeführte Artillerie, die explodierte und zahlreiche Soldaten in Brand setzte, so die Internetzeitung Sahara Reporters. Von den 120 Soldaten starben demnach mindestens 70.

Mit diesen Angriffen hat Boko Haram innerhalb eines Tages mehr Menschen getötet als das Coronoavirus bislang in ganz Afrika. Eigentlich sind alle Regierungen derzeit mit dem Kampf gegen das Virus beschäftigt. Nigerias 77jähriger Präsident Muhammadu Buhari hat sich in freiwillige Selbstisolation begeben, weil einer seiner Mitarbeiter mit dem Virus positiv getestet wurde.

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