Die Wahrheit: Wetter ist dann auch egal
Wo ist der beste Platz, um die Corona-Krise auszusitzen? Auf Gomera, in Finnland oder doch im Land der Klopapierhorter?
Die Corona-Krise ist weit größer als gedacht, und die Folgen sind schlimmer als erwartet: Harald Schmidt gibt jetzt Anlagetipps im Spiegel. Und wo ist Eckart von Hirschhausen, wenn man ihn tatsächlich braucht? Er kann die Bildschirmarbeit doch nicht allein dem Chefvirologen Christian Drosten überlassen.
Andererseits beten die TV-Zuschauer schon: „Unsern täglichen Drosten gib uns heute, so wie wir vergeben allen Hamsterern.“ Da die Börse ohnehin crashed, sollten wir „Börse vor acht“ aussetzen und stattdessen „Drosten vor acht“ senden. Wir müssen uns ohnehin an neue Autoritäten gewöhnen.
Was jedoch kann der Bürger tun? Also unsereiner, der ja grundsätzlich keine Ahnung hat? Ich bin gespannt, wann die Hamsterer so viel scheißen wollen, wie sie jetzt Klopapier gekauft haben! Für alle anderen, denen die Abwischkrise droht, gilt: Auch in Zeiten großer Not sollten wir das Dreilagige auf keinen Fall doppelt benutzen. Hamstern? Ich hoffe, jeder hat genug Bücher zu Hause für die Tage ohne soziale Kontakte! Ein ausgelesenes Buch kann im Notfall sogar das Klopapier ersetzen.
Gesundheitlich entwickelt sich die Lage für die Deutschen miserabel: Gemüse liegt zwar reichlich in den Supermärkten, aber die Nuss-Nougat-Creme wurde ratzekahl weggehamstert. Wenn die Schokomatsche im kommenden Deutschen Herbst zusammen mit allen gehorteten Nudeln ungehemmt dem deutschen Volkskörper einverleibt wird, hilft nicht mal mehr Intervallfasten.
Ich bin ja mehr durch Zufall in diesen ganzen Schlamassel geraten. Ich war im Urlaub und wäre eigentlich direkt zu Lesungen nach Finnland weitergereist. Ich war auf Gomera – bis zum vorletzten Samstag noch das Tal der Ahnungslosen, ein Paradies mit Regenwald, wo ich zwischen flechtenbehangenen Lorbeerbäumen auf abgelegenen Wegen weit und breit niemanden traf, an dem ich mich hätte infizieren können.
Wäre am Ende Gomera der bessere Platz gewesen für die Krise? Andererseits scheint die Frühlingssonne auch in Deutschland manchmal mit weit über 20 Grad. Und das ist auch wieder typisch: Alle reden über das Virus, aber niemand warnt vor Sonnenbrand in der Schlange vorm Coronazentrum. Hier in Minden steht es ganz zentral vor dem Haupteingang der Klinik. Kleine Gitter lassen die Wartenden sich schlängeln. Vorige Woche im Regenwetter drängelten die sich dann aber alle unter dem Vordach. Und ohne Zollstock, nur mit Augenmaß, schafft ja keiner die zwei Meter Abstand.
Via Teneriffa bin ich mit einem „Rescue-Flug“ zurückgekommen. Nun verpasse ich Finnland leider. Einreisestopp. Im Land der 10.000 Seen leben bloß 16 Menschen pro Quadratkilometer, in Lappland sogar nur 1,8. Bei uns aber 232 Virenschleudern. Finnland – ein Paradies ohne Infektionsgefahr. Wetter ist dann auch egal.
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Leser*innenkommentare
05158 (Profil gelöscht)
Gast
Wahrscheinlich hat sich mittlerweile jeder zweite oder dritte mit dem Gedanken angesteckt, verdammt warum bin ich (wir) nicht gerade da, wo 1,8 Menschen pro Quadratkilometer vorhanden sind. Na, ja die Gedanken sind frei.
Also diese Not(durft)fall Variante, ausgelesenes Buch, ist mir noch gar nicht in den Sinn gekommen. Alte Schwarten, bestoßen, befleckt lungern in Regalecken herum. Ich habe eine Seitenzahl+Inhalt. Kann also planen und lesen. Kostet zwar Überwindung ein Buch zu massakrieren aber in der Not! Es lebe analog!