Corona-Virus stoppt Autoproduktion: VW macht Vollbremsung

Die Pandemie stoppt vielerorts die Produktion von Autos. Volkswagen streitet, wann Schluss sein soll. Mercedes und BMW arbeiten (noch) weiter.

MitarbeiterInnen am Band bei Volkswagen in Wolfsburg.

Vorerst letzte Schicht am Freitag? MitarbeiterInnen bei Volkswagen in Wolfsburg Foto: Julian Stratenschulte/dpa

BERLIN taz | Deutschland macht dicht: Der weltgrößte Autobauer VW fährt wegen des Coronavirus die Produktion in vielen Werken herunter. An den allermeisten Standorten in Europa soll nach derzeitigem Stand am Freitag die letzte Schicht laufen. Die Maßnahme gilt vorerst für zwei bis drei Wochen und soll mit Kurzarbeit abgefedert werden. „Angesichts der sich aktuell deutlich verschlechternden Absatzlage und der sich abzeichnenden Unsicherheit bei der Teilversorgung unserer Werke wird es an den Standorten unserer Marken unmittelbar auch zu Produktionsunterbrechungen kommen“, sagte VW-Chef Herbert Diess am Dienstag.

Für die Werke in Spanien, der Slowakei sowie die Standorte der italienischen Marken Lamborghini und Ducati gelte das bereits jetzt schon. Auch das VW-Werk in der Nähe von Lissabon hat die Produktion gedrosselt. Grund ist dort ein Mangel an Arbeitern, nachdem die portugiesische Regierung die Schließung aller Schulen angeordnet hat. Allein im Stammwerk Wolfsburg, in dem etwa 60.000 Beschäftigte arbeiten, hat es offenbar bislang drei bestätigte Fälle von Infektionen mit dem Sars-CoV-2-Virus gegeben.

Dem mächtigen VW-Betriebsrat ist Freitag als letzter Produktionstag zu spät. Er forderte in einem am Dienstag bekannt gewordenen Schreiben an die Belegschaft, die Produktion umgehend „geordnet“ herunterzufahren. Während viele Angestellte im Bürobereich längst im Homeoffice arbeiteten und „überall bei VW Abstandsgebote gelten, arbeiten die Kolleginnen und Kollegen im direkten Bereich Schulter an Schulter an den Fahrzeugen“, heißt es in dem Brief von Betriebsratschef Bernd Osterloh, der der taz vorliegt.

Da die Kantinen geschlossen seien, müssten die KollegInnen der Produktion derzeit „ihre Stullen in engen Pausenräumen auspacken“, sagte ein Sprecher. Diese „Zweiklassengesellschaft“ müsse umgehend beendet werden. „Die Kolleginnen und Kollegen sehen nicht mehr ein, warum sie ohne eine klare Ansage und ohne klare Worte aus dem Management für ein paar hundert Autos mehr eine Ansteckung riskieren sollen, die sie dann womöglich früher oder später nach Hause in ihre Familien tragen“, heißt es in dem Schreiben, zu dem sich das Management zunächst nicht äußerte.

Auch Opel schließt Werke

Bereits am Montag hatte die Opel-Mutter PSA mitgeteilt, die Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern ab Dienstag bis mindestens 27. März zu schließen. Hier sind etwa 15.000 Mitarbeiter betroffen, die zunächst in Kurzarbeit gehen sollen. In Rüsselsheim hatte es zuvor offenbar einen bestätigten Infizierten gegeben. Opel gehört seit gut zweieinhalb Jahren zum französischen Konzern PSA, der auch ankündigte, die Produktion europaweit herunterzufahren.

In China fängt VW indes wieder an zu produzieren. Dagegen will auch die VW-Tochter Audi ab sofort die Werke in Ingolstadt, Neckarsulm, Belgien, Mexiko und Ungarn bis Ende dieser Woche komplett schließen. In den deutschen Audi-Fabriken arbeiten rund 60.000 Beschäftigte.

Bei der VW-Tochter Porsche hieß es unterdessen, nach einem Tag Schließung solle die Produktion am Mittwoch weitergehen. Es werde am Dienstag pausiert, damit die Mitarbeiter Zeit hätten, sich auf die Schließung von Schulen und Kindertagesstätten einzustellen, erklärte ein Sprecher. Auch bei BMW und Mercedes Benz gibt es indes derzeit offenbar noch keine Einschränkungen der Produktion.

Auswirkungen unklar

Welche Auswirkungen die Pandemie noch auf die Autobauer hat, ist derzeit unklar. Volkswagen stellte seine gerade erst aufgestellten Geschäftsziele am Dienstag infrage. Es sei ungewiss, mit welcher Wucht die Virus-Krise Volkswagen treffen werde, teilte der Autokonzern zur Präsentation der endgültigen Geschäftszahlen 2019 mit.

„Eine verlässliche Prognose ist derzeit nahezu unmöglich“, fügte Finanzvorstand Frank Witter hinzu. Immerhin: Im vergangenen Jahr hat VW einen Rekordgewinn gemacht: Er stieg unterm Strich um 12,8 Prozent auf 13,3 Milliarden Euro.

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